Dresden, 05.09.2022 (Innere Altstadt)
(Ein Beitrag von Hoteldirektor Florian Leisentritt - Foto)
Vorweg: Ich möchte hier etwas anprangern. In keinster Weise möchte ich hier aber alle über einen Kamm scheren!
…
„Seid nett zu den ServicemitarbeiterInnen, zu den RezeptionistInnen, zu den Reinigungskräften, seid einfach nett zu allen Hotelmitarbeiterinnen und Hotelmitarbeitern!“
Ja, wir sind Dienstleister und sind gern für Sie da, wenn Sie in den Urlaub fahren oder geschäftlich übernachten möchten. Wir sind für Sie da, wenn Sie unsere Restaurants besuchen und wenn Sie am Abend auf ein Feierabendbier in die Bars kommen. Wir sind sogar für Sie da, wenn überall anders schon die Lichter ausgegangen sind, wenn Sie Ihren Geburtstag feiern, Ihre Weihnachtsfeier oder auch mal einfach so, bis tief in die Nacht. Gern rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr. Wir lieben unseren Job und wir lieben es für Sie da zu sein. Wir sind Gastgeber mit voller Leidenschaft und aus Überzeugung. Wir, die Ihnen das Essen kochen und bringen, Ihre Zimmer reinigen und Ihnen jeden Tag versuchen tolle Momente zu bescheren, arbeiten hart für unser Geld, also seien Sie gefälligst nett zu uns und zeigen Sie bitte den nötigen Respekt. Und bitte verwechseln Sie uns nicht mit einem Diener.
Warum schreibe ich das?
Es gab am vergangenen Wochenende einen Vorfall in unserem Hotel bei dem ein Paar aufgeregt zur Rezeption kam und meinte ihr Geldbeutel sei gestohlen worden. „Wir wüssten ja gar nicht wer vor uns steht“ und „wir sollten schleunigst alles dafür tun, dass hier Alarm geschlagen wird.“ Der Herr würde „natürlich die Presse informieren und das würde auf jedes Titelblatt kommen.“ Selbstverständlich hat mein Kollege die Polizei informiert und selbstverständlich haben wir den Gästen sofort unsere volle Unterstützung zur Aufklärung des Falles signalisiert.
Ja, es hat an dem Abend wohl für die Polizei andere, wichtiger Dinge gegeben, als unseren Fall aufzunehmen und es dauerte am Ende tatsächlich 3 Stunden bis die Beamten bei uns eingetroffen sind. Das kann natürlich schon einmal wie eine Ewigkeit vorkommen.
Nachdem die Zeugenaussage aufgenommen wurde, ist einer der Polizisten mit dem Ehepaar zum „Tatort“ aufs Zimmer gegangen und der andere Herr war weiterhin bei meiner diensthabenden Kollegin an der Rezeption. Dann kam einen Funkspruch vom Tatort. Die Gäste hatten Ihr Portemonnaie in ihrem Koffer wieder gefunden. Für die Polizei war das Problem somit gelöst, da es keinen festen Tatbestand gab. Die Gäste beharrten dennoch auf eine Strafanzeige, da sie der Überzeugung waren, dass: „Wer auch immer ihr Portemonnaie gestohlen hat, kalte Füße gekriegt hat und wieder in das Zimmer ist, um dieses wieder in den Koffer zu legen.“ Die Kollegen der Polizei unterbanden diesen Gedanken recht schnell. „Da es keinen Tatbestand gibt, können sie auch keine Strafanzeige erstatten.“. (Auch das Auslesen des Zimmerschloss hat überhaupt keine Auffälligkeiten gezeigt.)
Auch bei Abreise am nächsten Morgen, gab es seitens der Gäste keinerlei Entschuldigung oder ein Einsehen. Mir persönlich wäre das so unendlich peinlich!
Mich erinnert die Sache so etwas an den Fall von Gil Ofarim bei einem meiner Hotelkollegen aus Leipzig. Keine Reue, kein zurückrudern, keine Entschuldigung, obwohl wir nur für die Gäste da waren, Kollegen die nur deswegen Überstunden gemacht haben um sich zu kümmern, schlaflose Nächte die derlei Vorwürfe mit sich bringen (mich eingeschlossen), verbale Entgleisungen, völlig unangebrachte, haltlose Vorwürfe gegen einzelne andere Gäste und gegen uns als Hotel. Aber wen kümmert es schon, wir sind ja nur HotelmitarbeiterInnen, mit uns kann man es ja machen. Aber, auch wenn wir manchmal Superhelden sind, können derlei Vorfälle auch an unserem psychischem Wohlbefinden kratzen.
Ja, wir sind immer gern für Sie da und werden auch in Zukunft immer alles dafür tun, dass jeder Gast zu jeder Zeit tolle Momente in unseren Hotels und Restaurants erlebt, aber deshalb muss man sich noch lange nicht so benehmen, als hätte man es mit privaten Bediensteten oder Untergebenen zu tun. Auch wir haben, wie alle anderen Menschen dieser Welt, Respekt verdient.
Denn, wenn alles stimmt, dann fühlt sich das, was wir da tun, für uns gar nicht mehr nach Arbeit an, sondern einfach nach dem, was wir am liebsten tun. Auch, wenn es manchmal eben nicht immer so einfach ist.
Einfach mal darüber nachdenken…
Meinem Team und speziell den Kolleginnen und Kollegen, die in diesen Vorfall verwickelt waren, gebührt mein höchster Respekt. Das größte Kapital sind für mich meine MitarbeiterInnen. Dass sie diesen Vorfall so sachlich, so couragiert und zum Wohle der Gäste gehandelt haben ist vorbildlich, trotz aller Anschuldigungen und emotionalen Ausbrüchen. Bitte behalten Sie sich diesen tollen Spirit, wir brauchen genau solche Leute in unserer Branche, Sie sind jeden Tag aufs Neue meine Helden. Danke, dass Sie in meiner #gewandhausfamilie sind
Gewandhaus Dresden - [m]eatery bar + restaurant
vertreten durch den Hoteldirektor: Florian Leisentritt
Ringstraße 1, 01067 Dresden
Tel.: +49 (0)351 49 49 36 36
Fax: +49 (0)351 49 49 36 90
https://www.gewandhaus-hotel.de
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