Dresden Loschwitz
Wegen Corona am 6. Mai keine Jubiläumsfeier möglich:
Historische Dresdner Schwebebahn wird 120 Jahre alt
Die historische Dresdner Schwebebahn, die seit Generationen am Loschwitzer Elbhang Dresdner und Touristen befördert, wird in diesem Jahr 120 Jahre alt. Die erste Fahrt des technischen Denkmals fand am 6. Mai 1901 statt. Aufgrund der Pandemie kann das Jubiläum leider nicht standesgemäß gefeiert werden. Dennoch sind ein individueller Besuch und die Fahrt mit der Bahn auch unter Corona-Einschränkungen möglich. Sie verkehrt täglich von 9:30 Uhr bis 20:00 Uhr. Bei schönem Wetter gibt es an der Bergstation einen Kaffee zum Mitnehmen. Sobald wieder Gastronomie zugelassen ist, werden auf der Plattform auch die Sitzgelegenheiten aufgebaut. Dann können die Gäste den Ausblick von der hochgelegenen Terrasse noch besser genießen. Außerdem bietet sich der beschauliche Stadtteil Oberloschwitz perfekt für den Sonntagsausflug oder einen Spaziergang an.
„Ich hab‘ das Ding Schwebebahn genannt“
Ende des 19. Jahrhunderts befasste sich der Kölner Ingenieur und Zuckerfabrikant Eugen Langen mit der Entwicklung einer zur Personenbeförderung geeigneten Variante, der in seiner Fabrik verwendeten industriellen Hängebahnen. In einem Brief von 1892 an Wilhelm von Siemens, der sich für die Idee interessierte, schrieb Langen, „Ich hab‘ das Ding Schwebebahn genannt“. Nach dem Prinzip der hängenden Wagen entstanden um die Jahrhundertwende die Schwebebahnen in Wuppertal und Dresden, wobei die Bahn in Wuppertal eine längere Strecke bedient, in der Ebene verkehrt und gut zwei Monate früher in Betrieb genommen wurde. Die Bahn in Dresden fährt dagegen am Berghang und wird durch ein Seil bewegt. Sie gilt heute als die älteste Bergschwebebahn der Welt.
Bau als Geldanlage
Ihre Entstehung verdankt die Dresdner Schwebebahn letztlich dem technischen Ehrgeiz des Dresdner Ingenieurs Bellingrath, der mit Eugen Langen bekannt war. Eher monetäres Interesse hatte dagegen der Hofbuchhändler Warnatz, der maßgeblich zur Finanzierung beitrug. Die bereits 1895 eröffnete Standseilbahn ließ die Grundstückspreise am Weißen Hirsch nämlich in die Höhe schießen. Warnatz wollte deshalb mit Grundstücksspekulationen in Oberloschwitz Geld verdienen. So entstand die 274 Meter lange Bahn am Elbhang, die einen Höhenunterschied von 84 Metern überwindet und so den beschwerlichen Aufstieg nach Oberloschwitz überflüssig macht. Die beiden Wagen hängen noch heute an zwei Fahrschienen, die von insgesamt 33 Stahlstützen gehalten werden. Angetrieben wurde die Bahn zunächst durch eine Dampfmaschine, seit 1909 sorgt ein Elektromotor für die nötige Kraft. Das 390 Meter lange und 38 Millimeter dicke Stahlseil bewegt die Wagen.
Knick rettete Schwebebahn vor Abtransport
Beim Bau der Schwebebahn gab es zahlreiche Hindernisse. Unter anderem konnte das für die Talstation vorgesehene Grundstück Pillnitzer Landstraße Nummer 3 nicht erworben werden, so dass die ursprünglich gerade Trassenführung talwärts gesehen einen Knick nach links bekam. Der Legende nach bewahrte diese abgewinkelte Trasse die Schwebebahn nach 1945 vor dem Abtransport als Reparationsleistung in die Sowjetunion. Dort wollte man angeblich lieber eine gerade Bahn.
Nächste Hauptuntersuchung erst 2023
Als historisches Denkmal braucht die Schwebebahn aufwändige und regelmäßige Pflege. Neben den beiden gesetzlich vorgeschriebenen Revisionen im Frühjahr und Herbst sind in größeren Abständen Wartungsarbeiten notwendig. Eine große Instandsetzung, bei der unter anderem auch die Wagen und Stützen überholt wurden, fand von 1984 bis 1991 statt. Die letzte größere Wartung gab es 2017, als unter anderem das Seil getauscht und eine neue Steuerung eingebaut wurde. Die nächste Hauptuntersuchung ist erst 2023 nötig. Bis dahin soll die Bahn ohne größere Pause fahren.
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