Dresden, 05.12.2021 (Blasewitz)
Es ist kühl an diesem Morgen und im Restaurant werden die täglichen Vorbereitungen für die Gäste des Tages getroffen, denn geöffnet wird jeden Tag 11 Uhr. In der Küche hört man Kochgeschirr klappern, Kellner decken Tische ein und am Tresen werden die selbstgebackenen Kuchen und Torten in die Auslage gebracht.
Ich bin für 10 Uhr mit Thomas Jacob verabredet, einen der drei Geschäftsführer vom Schillergarten, um über 17 Jahre Schillergarten unter der Leitung von Wirt Frank Baumgürtel, Steffen Brasche und Thomas Jacob mit ihm zu sprechen.
Uns drei verbindet eine lange Freundschaft, beginnt Thomas mit seinen Erzählungen. Begonnen hat alles damals als wir gemeinsam das Abitur gemacht und uns kennengelernt haben. Beruflich waren wir drei zunächst auf ganz unterschiedlichen Wegen unterwegs. Während Steffen und Frank schon eher mit der Gastronomie verwurzelt waren, war ich in der KFZ-Branche tätig und habe später studiert.
Franks Bemühungen war es letztendlich zu verdanken, dass wir 1997 im Brauhaus zum Waldschlösschen wieder zusammengefunden haben. Frank war als neuer Betreiber auf der Suche nach geeignetem Personal, auch für das Marketing und andere organisatorische Aufgaben. So kam es zu einem Anruf, ein Wiedersehen und die Entscheidung, gemeinsam das gastronomische Konzept fortzuführen. Heute betreiben wir gemeinsam auch das Paulaner´s im Hotel Kempinski und den Radeberger Spezialausschank am Terrassenufer.
Im Jahre 2003 stand dann der Schillergarten zum Verkauf und für uns ging damals ein Traum in Erfüllung, als wir unser erstes, und dieses einzigartige, Objekt erwerben und dann vor 17 Jahren, ab dem 30. November 2004, nach umfangreichen Sanierungsarbeiten, eröffnen konnten.
Das war eine ziemlich geheime Sache erzählt mir Thomas. Unter dem Decknamen "Goethepark" liefen die Finanzierungen und Gespräche mit den Entscheidungsträgern, um das Vorhaben bis zur Realisierung vor der Öffentlichkeit fern zu halten.
Vielleicht ist ja die Zahl 4 in der Jahreszahl ein gutes Omen für diese Kaufentscheidung gewesen, denn die Geschichte des Schillergartens begann schon im Jahre 1704. Dazwischen liegen 300 Jahre Geschichte eines der ältesten Schankwirtschaften unserer Stadt und eines kann man mit Sicherheit heute sagen;
" Der Erfolg des Schillergartens wurde in der gesamten Zeit immer durch die Professionalität und wirtschaftliche Umsicht der Eigentümer bestimmt, die wie Frank Baumgürtel und das gesamte Team, selbst mit Liebe und Herzblut als Gastwirt für ihre Gäste da waren und es auch heute an jedem Tag sind"!
Ferngesteuerte Eigentümerverwaltung mit diversen Pächtern haben dem Gasthaus eher geschadet und der Schillergarten in sozialistischer Hand, haben dann sogar sein langes Aus besiegelt.
Ich, Dirk Andersch, kenne den Schillergarten noch aus einer Zeit, in der Planerfüllung im Kollektiv die Arbeit beherrschte und die Dinge in der Hand des Volkes lagen. Wer diese Zeit miterlebt hat, weiß sicher noch um die Alltagsprobleme aus dieser Mangelwirtschaft und kennt die Bilder vom Untergang einer Volkswirtschaft mit Bildern, die heute eher an die Nachkriegszeit erinnern, als an ein florierendes gesellschaftliches Leben im Aufschwung mit bunten Farben und liebevoll sanierten Gebäuden und Fassaden, so wie wir sie jetzt wieder erleben können.
Damals bis Ende der 70-er Jahre gab es noch ein Kino "Schillergarten-Lichtspiele" auf dem Grundstück. Heute beherbergt das ehemalige Kino das Schankhaus für den Biergarten und stellt typische Biergartenspeisen- und Getränke zur Selbstbedienung bereit.
Diesen Grundstückstreifen mit der davorliegenden hauseigenen Fleischerei, in der wir unser gesamtes Fleisch- und Wurstangebot verarbeiten, konnten wir nachträglich erwerben, so dass wir auch logistisch mit der breiten Zufahrt auf das Grundstück heute viel besser agieren können, so Thomas. Damit wurden die beiden Grundstücke wieder in ihren historischen Grenzen zusammengefügt. Für unsere "kleinen" Besucher ist hier direkt unter den Büsten von Schiller und der Gustel von Blasewitz, ein Spielplatz entstanden, Stellfläche für Fahrräder und Parkmöglichkeiten für unsere Lieferanten.
So wie das gleichnamige Buch "Mein Schillergarten" titelt, so fühle auch ich mich hier in meinem Schillergarten seit nunmehr 17 Jahren zu Hause, spricht Thomas. Das Buch könnt ihr übrigens im Schillergarten, im Buchhandel oder auch online erwerben, ein echter Tipp für alle, die sich für die Geschichte unserer Stadt und insbesondere die lange Geschichte des Schillergartens interessieren.
Für mich ist der Schillergarten nicht nur einer der schönsten Biergärten mit Restaurant, der mit seiner urbanen Lage in unmittelbarer Nachbarschaft zum Elberadweg, dem "Blauen Wunder", Schillerplatz und dem weiten Blick hinüber auf die andere Elbseite mit den Loschwitzer Bergbahnen, dem Luisenhof und dem Dresdner Fernsehturm, ein einzigartiges Ambiente bietet. Hier im Schillergarten trifft man sich einfach zu jedem Anlass, egal ob am Stammtisch im Gespräch mit Freunden und Nachbarn, Gästen aus aller Welt, um zu feiern, in den Sommermonaten Kultur und Musik zu erleben, zu tanzen oder einfach die Seele baumeln zu lassen, während die Dresdner Dampfschiffe hier anlegen oder vorbeiziehen.
Es ist ein Ort der Begegnung und ein Ort, an dem man sich einfach wohlfühlen kann. Der Biergarten mit Selbstbedienung und Terrasse bietet ca. 800 Plätze. Egal wo du Platz nimmst, du spürst die Aufmerksamkeit der Mitarbeiter, dass ständige Bestreben um Wohlfühlatmosphäre. Geschirr wird abgeräumt obwohl es für Gäste Rückgabestationen gibt, dein Hund bekommt Wasser an den Tisch und Sauberkeit hat oberste Priorität, denn es ist ein ständiges Kommen und Gehen und jeder Gast schätzt es sehr, an einem freien und aufgeräumten sauberen Tisch Platz nehmen zu können.
Das Haus verfügt über insgesamt 200 Plätze im Erdgeschoss, dem so genannten a la Carte-Bereich. Im Obergeschoss befinden sich drei Veranstaltungsräume mit jeweils 30, 40 und 50 Plätzen, die für verschiedenste Anlässe genutzt werden können.
Einzigartig in der Dresdner Gastronomie-Geschichte ist der Schillergarten-Beirat, eine Runde aus 25 führenden Persönlichkeiten, der in regelmäßigen Abständen tagt und über die Belange und anstehende Projekte des Schillergartens nach Lösungen sucht. Man kann hier nicht einfach Mitglied werden. Die Möglichkeit über die Aufnahme eines neuen Mitgliedes erfolgt ausschließlich durch die gemeinschaftliche Entscheidung für einen vorgeschlagenen neuen Wunschkandidaten.
Besonders ist auch unsere beliebte Hauszeitung "Potz Blitz". Gerade ist die Winterausgabe erschienen und die Nachfrage ist groß. Es gibt eine große Leser-Fan-Gemeinschaft, die am Tag des Erscheinens schon vor der Öffnung wartet, um in den Besitz der neusten Ausgabe zu gelangen. Seit 2005 gibt es die kostenfreie Hauszeitung, die sich mit aktuellen Themen rund um das Restaurant, sowie der Umgebung und den Gewerbetreibenden in Blasewitz und Loschwitz befasst und immer wieder auch historische Beiträge und Geschichten von und mit Friedrich Schiller beschreibt.
Es ist viel passiert in den letzten 17 Jahren und es hat sich so einiges verändert. Am 6. Juni 2013 kam es zum Scheiteldurchfluss am Pegel Dresden mit einem Wasserstand von 878 cm und wieder war auch der Schillergarten vom Hochwasser schwer betroffen.
Was bisher nur in der Sommersaison möglich war, ist jetzt auch in den Wintermonaten möglich. Unsere Gäste können sich auf unserer bedienten und überdachten Terrasse, unserer „Winterhütte“, mit etwa 100 Plätzen ganzjährig verwöhnen lassen.
Es stimmt uns traurig, dass wir in der langen Geschichte unseres Hauses zum allerersten Male unsere Gäste kontrollieren und teilweise wieder wegschicken müssen, weil die Sächsische Corona-Schutzverordnung uns diesen Zwang auferlegt.
Wir haben wie viele andere Gastronomen bereits im letzten Jahr alle Vorkehrungen und umfangreiche Investitionen betrieben, um die Hygieneschutzmaßnahmen zu erfüllen und für maximale Sicherheit unserer Gäste zu sorgen. Sowohl im Innen- wie auch im Aussenbereich spüren wir jetzt, wie die Gäste auf Grund der 2G- Regel ausbleiben, bereits getätigte Reservierungen auf Plätze, Bestellungen und Veranstaltungen stornieren.
Und so begehen wir unseren 17. Geburtstag mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Es ist einerseits der Rückblick auf 17 erfolgreiche Jahre, zufriedene Gäste, Mitarbeiter, Freunde und Partner unseres Hauses und es ist die traurige Tatsache, dass wir seit nunmehr eineinhalb Jahren, immer wieder in unserer Rolle gute Gastgeber, ausgebremst und massiv beschränkt werden.
Wir sagen Happy Birthday und wünschen dem Schillergarten alles erdenklich Gute für die Zukunft und freuen uns auf jede weitere Begegnung, drinnen in den gemütlichen Gasträumen, draußen an der gemütlichen Schirmbar oder eben im aktuell weihnachtlich geschmückten Biergarten mit Glühwein, Kräppelchen, Grillstand und Weihnachtsbaumverkauf.
Möge dieser ganz besondere Ort den Generation die uns nachfolgen noch bis in alle Ewigkeit erhalten bleiben und die Menschen beschenken in ihrem natürlichsten Bedürfnis auf Zusammentreff und Austausch in einer Atmosphäre, gemacht für Jedermann.
Dirk Andersch
Redaktion
SchillerGarten Dresden GmbH
Großes Restaurant Cafe & Biergarten
Schillerplatz 9 01309 Dresden
Tel.: 0351 / 811 99-0
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