Dresden, 23.05.2023
Was einen gelungenen Restaurantbesuch ausmacht, könnte bald Geschichte sein?
Gutes essen und trinken, mit Freunden die Atmosphäre genießen, langes Beisammensein oder einfach die Zeit im Restaurant nutzen, um mobile Daten auszutauschen - ist damit bald Schluss?
Zeit ist Geld, das gilt vor allem auch in der Gastronomie. Immer öfters heißt es in den Online-Reservierungen deshalb: „Wir haben Ihren Besuch in unserem Restaurant mit 1,5 Stunden eingeplant“.
Die bislang kaum übliche Sitte der Reservierungszeitfenster greift jetzt auch in Dresden um sich. Im Restaurant Hurvinek in Dresden Reick wird bei der Reservierung höflich angefragt, wie lange der Gast in etwa im Restaurant verbringen will.
Inhaber Josef Micek erklärt dazu; "Wir werden stark nachgefragt und eine optimale Auslastung ist für uns wichtig, eben weil auch die Kosten für Personal und Energie drastisch gestiegen sind".
"Natürlich kann kein Gast genau sagen, wie lange er bleiben will. Das hängt ja auch von den Wartezeiten für Essenbestellungen ab. Uns hilft es jedoch enorm, wenn wir ein etwaiges Zeitfenster einplanen können, um weitere Reservierungen anzunehmen."
Eine Unart ist inzwischen auch das Verhalten mancher Gäste, die einfach nur das Restaurant nutzen, um sich bei einem Getränk stundenlang mit ihrem Smartphone zu beschäftigen. "Das hat für uns mit einem gelungenen Restaurantbesuch und unserer Funktion als Gastgeber nichts mehr zu tun", so Josef.
Sind die sogenannten Time-Slots das Aus für die Gemütlichkeit?
Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA-Bundesverband), sagt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur: „Insbesondere mit Blick auf die rasant steigenden Kosten in den Bereichen Energie, Lebensmittel und Personal müssen unsere Betriebe mehr denn je genauestens kalkulieren und Wege finden, um ihre Kostensituation in den Griff zu bekommen.“
Was sagt der Jurist zu dieser Vorgehensweise?
Julia Zeller, Juristin bei der Verbraucherzentrale Bayern, sagt: „Das Reservierungszeitfenster an sich ist rechtlich nicht zu beanstanden.“
Es falle unter die sogenannte Vertragsfreiheit. „Die Gastwirte können daher den Zeitrahmen für einen Besuch der Gäste beliebig festlegen. Um die Gäste nicht zu verärgern, ist es wichtig, dass dies bei der Reservierung bereits klar und deutlich kommuniziert wird. Zudem sollte dann auch der Service zu dem festgelegten Zeitfenster passen.“
Es bleibt am Ende sicher auch eine Frage der Kommunikation zwischen Gastgebern und Gästen. Wer lange bleiben will, macht in der Regel auch mehr Umsatz und der offene Austausch war schon immer eine gute Basis.
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