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Lust auf Dresden

Landgasthof zum Schwarzbachtal


Dr. Barbara Siebert, glücklich nach getaner Arbeit
Dr. Barbara Siebert, glücklich nach getaner Arbeit

Hohnstein, 20.09.2023 (Sachsen)

Gutes Essen und Kultur gehören für Barbara Siebert (66) zusammen und so ist es dann auch nicht verwunderlich, dass sie in regelmäßigen Abständen mit Kammermusik oder Autorenlesungen zu genüsslichen Abenden einlädt.

In ihrem Landgasthof im Schwarzbachtal, unweit von Hohenstein in der Sächsischen Schweiz gelegen, führt die promovierte Germanistin, bereits seit 1990 die Geschicke des Hauses und macht immer wieder mit ihren Kochkünsten in renommierten Blättern wie „falstaff“, „Der Feinschmecker“ oder „augusto“ auf sich aufmerksam.


Wir waren neugierig und haben ihre Einladung zum 173. literarischen Menü mit Gunter Böhnke genutzt, um Barbara Siebert einmal zu besuchen und mehr über ihr Schaffen zu erfahren.

„Es war Liebe auf den ersten Blick, beginnt Barbara von ihrer Geschichte zu erzählen“. „Damals war ich mit meinem Mann hier kurz nach der Wende zu Besuch und habe mich in dieses kleine Örtchen Lohsdorf sofort verliebt“. „Der Gasthof war verfallen, aber wir konnten uns gut vorstellen, daraus wieder eine lebendige Wirtschaft zu gestalten“.

„Das liegt nun über 30 Jahre zurück und in dieser Zeit ist viel geschehen“. „Dass ich einmal selbst am Herd stehen werde und meine Gäste bekoche, hätte ich damals nicht gedacht“.

„Aber als mein Mann (der Koch) und ich uns trennten, brauchte es eine neue Lösung für die Küche“. „Seit mehr als 20 Jahren koche ich selbst, immer mit dem Anspruch einer gehobenen Küche und habe mir in dieser Zeit viel beigebracht und dazugelernt“.

„Bei meiner Speisezubereitung spielen heimische und regionale Produkte eine vorherrschende Rolle“.

Gäste wissen dies offensichtlich zu schätzen. Das zumindest verrät uns das prall gefüllte Gästebuch mit tollen Rezensionen. Auch an diesem Abend gibt es großen Applaus für ein gelungenes Menü und die künstlerische Beigabe durch Gunter Böhnke.

Fast familiär fühlt sich die Runde der etwa 45 Gäste für uns an. Das mag vor allem auch daran liegen, dass viele Gäste die Gastgeberin bereits kennen, zum wiederholten Male hier sind und Barbara einen vertrauten Umgang mit ihren Gästen pflegt.

Barbara erscheint, mit der Schürze um den Bauch, aus der Küche kommend, um die Gäste willkommen zu heißen. Dann berichtet sie gleich von ihrem misslungenen Kalbsbraten, der beim Probeessen im Kreis ihres Küchenteams, glatt durchgefallen ist. Es ist ihr Anspruch an sie selbst, die Küche zu lieben und das bestmögliche Genusserlebnis für ihre Gäste zu erreichen. Nach einer schlaflosen Nacht wurde kurzum am Vortag ein neuer Braten besorgt, um im zweiten Anlauf zu überzeugen.

Zum Beginn schickt Barbara einen Gruß aus der Küche. Serviert von ihren beiden liebevollen Servicekräften, die schnell und gewandt die Speisen an die Plätze bringen.

Fleischsalat mit Kalbsfleisch, natürlich alles selbst gemacht, dazu frischer Salat.

Im ersten Gang dann eine Basilikumsuppe mit Käseplätzchen und Tomatenkonfitüre, Grüße aus dem eigenen Garten garantiert immer mit dabei.

Der Hauptgang, die Erwartungen waren jetzt doppelt so hoch, Kalbsbraten mit Pilzrahmsauce, bunten Spätzle und Gemüsevariation. Was sich so einfach liest, ist in Wahrheit ein kulinarisches Gedicht der Essenzen. Mangold mit ganz viel Biss, die weinrote Urkarotte sowie grüne und gelbe Spätzle, Streifen vom Kohlrabi an Curry, mit Kräutern - farblich, perfekt aufeinander abgestimmt.

Zum Dessert dann ein Zwetschgenmousse, mit Zwetschgenragout und Zwetschgenkuchen, dazu ein leckeres Mandelparfait.

Wir sind keine Restaurantkritiker und es bleib stets unsere subjektive Meinung einer Momentaufnahme, die wir verbreiten. Wir haben uns ein bisschen wie bei Muttern zu Hause gefühlt. Das lag sicher auch daran, dass Barbara und Ihre Hilfen während des Hauptganges umhergingen, um nachzureichen - Nachschlag gewünscht, eben wie daheeme und alles sehr lecker!


Daheeme wurde übrigens als das beliebteste sächsische Wort des Jahres 2021 gewählt und Gunter Böhnke (80) setzte dem gelungenen Abend die passende künstlerische Note auf.

Die sächsische Kabarett-Legende präsentierte sächsische Wörter, die ausgestorben sind oder langsam verschwinden, laß aus seinem neuen Büchlein („entspricht meiner Körpergröße“) und setzte sich mit wissenschaftlichen Meinungen auseinander: „Das Sächsische als Dialekt ist heute weitgehend ausgestorben, als Regiolekt ist es immer noch lebendig und bietet ein großes Identifikationspotential.“ – Na un wie! Das wusste schon Goethe: „Dialekt ist das, woraus die Seele ihren Atem schöpft.“

Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an, heißt es in dem gleichnamigen Song von Udo Jürgens. Auf meine Frage, wie die Pläne für die Zukunft sind, sagt Barbara: „Ich fühle mich gut und so lange ich Lust habe, werde ich meiner Leidenschaft nachgehen“.

„Ich glaube nicht, dass ich einen Nachfolger finden werde, der irgendwann den Landgasthof fortführen will“. „Man muss schon ganz schön verrückt sein, sich auf so ein Abenteuer einzulassen“.

Gerade in der heutigen Zeit, wo es schwer ist, gutes Personal zu finden und die Kosten für alles förmlich explodieren, sind viele Gastgeber in einer ähnlichen Situation. Das Landhaussterben auch im sächsischen Umland hat längst begonnen und vielerorts stehen ehemalige Gasthöfe leer oder wurden zu anderen Zwecken umfunktioniert.


Wer Lust hat, der sollte den Landgasthof unbedingt einmal besuchen. Die vier Doppelbettzimmer laden auch zu einem Urlaub oder einem Aufenthalt über das Wochenende ein. Die Hauptsaison geht von Mai bis Oktober. Wer zum Essen kommt, sollte Zeit einplanen, denn der Verzicht auf vorgefertigte Produkte geht nun mal mit erhöhtem Zeitaufwand einher.

Wir sagen Danke für einen wunderschönen Abend und wünschen Barbara noch viele schöne Momente bei bester Gesundheit.

Ein Beitrag von Dirk Andersch

(Redaktion Lust auf Dresden)

 

Landgasthaus zum Schwarzbachtal, literarische Menüs, Kunst und Genuss

vertreten durch: Barbara Siebert

Lohsdorf, Niederdorfstraße3, 01848 Hohnstein,

Telefon: 035975/80345

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