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Kratom – Was steckt hinter dem Trend?


Kratom – Was steckt hinter dem Trend? Foto von Norbert Braun auf Unsplash
Kratom – Was steckt hinter dem Trend? Foto von Norbert Braun auf Unsplash

Kratom, wissenschaftlich als Mitragyna speciosa bekannt, ist eine tropische Pflanze, die hauptsächlich in Südostasien vorkommt. Sie hat in den letzten Jahren weltweit an Popularität gewonnen, insbesondere in den USA und Europa. Der Trend zum Konsum von Kratom ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen, darunter seine potenziellen medizinischen Anwendungen, seine Verwendung als Alternative zu herkömmlichen Schmerzmitteln und seine Rolle in der Selbstmedikation bei Opioidentzugssymptomen.


Allerdings ist Kratom auch Gegenstand von Kontroversen und regulatorischen Debatten aufgrund seiner psychoaktiven Eigenschaften und möglichen Gesundheitsrisiken.


Potenzielle Anwendungen und Vorteile


Schmerzlinderung

Die schmerzlindernde Wirkung von Kratom ist eines der Hauptargumente für seine Verwendung und Popularität. Diese Wirkung wird hauptsächlich den Alkaloiden in der Kratom-Pflanze zugeschrieben, speziell dem Mitragynin und 7-Hydroxymitragynin. Diese Alkaloide interagieren mit den Opioidrezeptoren im Gehirn, ähnlich wie traditionelle Opioide, allerdings mit einigen wichtigen Unterschieden, die Kratom für manche Nutzer als attraktive Alternative erscheinen lassen.


Die schmerzlindernde Wirkung wird einer Interaktion mit Opioidrezeptoren zugeschrieben. Die Alkaloide in Kratom binden an die μ-Opioidrezeptoren (MOR) im Gehirn, die eine zentrale Rolle bei der Schmerzregulation spielen. Diese Bindung kann Schmerzsignale unterdrücken und so zu einer Schmerzlinderung führen. Im Gegensatz zu stärkeren Opioiden wie Morphin oder Heroin scheint Kratom jedoch eine selektivere und mildere Wirkung zu haben, was das Risiko von Nebenwirkungen und Abhängigkeit reduzieren könnte.


Dabei hängt die Wirkung von Kratom stark von der Dosierung ab. Niedrigere Dosen wirken eher stimulierend, während höhere Dosen eine ausgeprägtere schmerzlindernde und sedierende Wirkung haben. Anwender müssen oft experimentieren, um die Dosis zu finden, die eine effektive Schmerzlinderung bietet, ohne unerwünschte Nebenwirkungen zu verursachen.


Anwender und einige vorläufige Studien deuten darauf hin, dass Kratom besonders bei bestimmten Arten von Schmerzen wirksam sein könnte, wie neuropathischen Schmerzen oder Schmerzen, die durch Entzündungen verursacht werden. Es gibt jedoch einen dringenden Bedarf an weiterer Forschung, um diese Effekte zu verstehen und zu bestätigen.

Kratom kaufen kann man problemlos über das Internet oder in sogenannten Headshops, wobei einige juristische Bedenken bezüglich der Legalität dieser Angebote bestehen.


Entzugshilfe bei Opioidabhängigkeit

Einige Nutzer berichten, dass Kratom ihnen geholfen hat, die Entzugserscheinungen von Opioiden zu überwinden, indem es ähnliche Effekte wie Opioide erzeugt, aber mit einem geringeren Abhängigkeitspotenzial.


Stimmungsaufhellung und Antidepressiva

Die stimmungsaufhellenden und potenziell antidepressiven Effekte von Kratom sind für viele Nutzer ein weiterer wichtiger Grund für den Gebrauch. Diese Wirkungen werden ebenfalls den Alkaloiden Mitragynin und 7-Hydroxymitragynin zugeschrieben. Wie bereits erwähnt, binden die Alkaloide in Kratom an die μ-Opioidrezeptoren im Gehirn an. Diese Bindung kann zu einer Freisetzung von Endorphinen und Enkephalinen führen, welche natürliche Schmerzmittel und Stimmungsaufheller sind.


Diese Wirkung kann Gefühle des Wohlbefindens, der Zufriedenheit und der Euphorie fördern, was besonders bei Personen mit Depressionen oder Angstzuständen hilfreich sein kann. Es gibt zudem Hinweise darauf, dass Kratom auch die Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin beeinflussen könnte, die beide eine wichtige Rolle bei der Regulierung der Stimmung spielen. Eine Erhöhung dieser Neurotransmitter könnte zu antidepressiven und anxiolytischen (angstlösenden) Effekten führen.


Vor allem in niedrigen Dosen kann Kratom stimulierende, stimmungsaufhellende Effekte haben, die sich in erhöhter Energie, Aufmerksamkeit und sozialer Freizügigkeit äußern. Diese Wirkung kann bei Personen mit depressiven Stimmungen oder sozialer Angst hilfreich sein, indem sie die Motivation und die Fähigkeit zur Teilnahme an sozialen Aktivitäten oder täglichen Aufgaben verbessert – von einer Selbstmedikation ohne ärztliche Begleitung wird jedoch abgeraten.


Kontroversen und Risiken

Die Verwendung von Kratom kann auch eine Reihe von Nebenwirkungen mit sich bringen, die von mild und vorübergehend bis hin zu schwerwiegend und langfristig variieren können. Diese Nebenwirkungen hängen oft von verschiedenen Faktoren, wie der Dosierung, der Häufigkeit der Einnahme, der individuellen Empfindlichkeit und der Interaktion mit anderen Substanzen, ab.


Hier sind einige der häufigsten, leichten Nebenwirkungen, die mit der Nutzung von Kratom verbunden sind aufgelistet:

  • Übelkeit und Erbrechen: Besonders bei höheren Dosen oder bei Personen, die nicht an die Wirkungen von Kratom gewöhnt sind.

  • Mundtrockenheit: Einige Nutzer berichten über ein Gefühl der Trockenheit im Mund nach der Einnahme von Kratom.

  • Verstopfung: Wie bei anderen Opioiden kann Kratom die Darmtätigkeit verlangsamen und zur Verstopfung führen.

  • Schwindel und Benommenheit: Insbesondere in höheren Dosen kann Kratom zu Schwindel und einem Gefühl der Benommenheit führen.

  • Schwitzen: Einige Nutzer berichten über erhöhtes Schwitzen als Nebenwirkung der Kratom-Einnahme.


Es gibt jedoch auch potenziell schwerwiegende Nebenwirkungen:


  • Abhängigkeit und Entzug: Bei regelmäßiger Einnahme kann Kratom zu Abhängigkeit führen, mit Entzugserscheinungen ähnlich denen von Opioiden, einschließlich Reizbarkeit, Aggressivität, Tränenfluss, Muskelschmerzen und Schlaflosigkeit.

  • Leberschäden: Es gibt Berichte über Leberschäden oder Hepatotoxizität bei einigen Personen, die Kratom über einen längeren Zeitraum konsumiert haben.

  • Psychische Effekte: Zu den psychischen Nebenwirkungen können Angstzustände, Agitation, Halluzinationen und Paranoia gehören, besonders bei hohen Dosen oder bei Personen mit vorbestehenden psychischen Erkrankungen.

  • Herz-Kreislauf-Probleme: Kratom kann auf das Herz-Kreislauf-System wirken, was zu Veränderungen des Blutdrucks und der Herzfrequenz führt. In seltenen Fällen wurden schwerwiegendere Probleme wie Herzrhythmusstörungen berichtet.


Faktoren, die das Risiko von Nebenwirkungen beeinflussen

Die Risiken und Nebenwirkungen von Kratom können durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst werden, darunter die Dosierung, die individuelle Empfindlichkeit, die Qualität der Kratom-Produkte und die Kombination mit anderen Substanzen. Höhere Dosen sind in der Regel mit einem erhöhten Risiko für Nebenwirkungen verbunden, während die individuelle Empfindlichkeit dazu führen kann, dass Personen unterschiedlich auf Kratom reagieren.


Die Qualität und Reinheit der verfügbaren Kratom-Produkte variieren stark, was teilweise auf die unzureichende Regulierung des Marktes zurückzuführen ist. Dies kann das Risiko von Verunreinigungen und damit verbundenen Gesundheitsrisiken erhöhen. Darüber hinaus kann die Kombination von Kratom mit anderen psychoaktiven Substanzen oder Medikamenten unvorhersehbare Wechselwirkungen und erhöhte Risiken mit sich bringen.


Regulatorische Debatten

Die regulatorischen Debatten um Kratom drehen sich deshalb – ähnlich wie beim Cannabis – um die Frage, wie ein angemessenes Gleichgewicht zwischen dem Zugang zu Kratom für seine potenziellen therapeutischen Anwendungen und dem Schutz der öffentlichen Gesundheit vor seinen Risiken gefunden werden kann.


Einige Länder und Regionen haben Kratom verboten oder streng reguliert, während andere einen freieren Zugang gewähren oder den Wirkstoff gar nicht regulieren. Diese regulatorischen Unterschiede spiegeln die Unsicherheiten wider, die mit dem aktuellen Verständnis von Kratoms Sicherheitsprofil und therapeutischem Potenzial verbunden sind. Die Herausforderung für Regulierungsbehörden besteht darin, Entscheidungen auf der Grundlage unvollständiger Informationen zu treffen, was die Bedeutung weiterer Forschung unterstreicht.


Mangel an wissenschaftlichen Studien

Der Mangel an umfassenden wissenschaftlichen Studien zu Kratom ist ein wesentliches Hindernis für die informierte Regulierung und sichere Verwendung. Es gibt begrenzte Daten über die langfristigen Auswirkungen von Kratom, seine Wirksamkeit bei der Behandlung bestimmter Zustände und das volle Spektrum seiner potenziellen Risiken und Nebenwirkungen.


Dieser Mangel an Daten führt zu Unsicherheiten und widersprüchlichen Informationen, die sowohl Nutzer als auch politische Entscheidungsträger beeinflussen. Die Forderung nach mehr Forschung ist ein gemeinsamer Nenner in den regulatorischen Debatten und wird als entscheidend für die Entwicklung evidenzbasierter Richtlinien angesehen, die sowohl die öffentliche Gesundheit schützen als auch den therapeutischen Nutzen von Kratom berücksichtigen.


Fazit

Während Kratom für einige Nutzer vorteilhafte Effekte haben kann, ist es wichtig, sich der potenziellen Nebenwirkungen bewusst zu sein und diese bei der Entscheidung zur Nutzung zu berücksichtigen. Personen, die Kratom verwenden möchten, sollten mit niedrigen Dosen beginnen, um ihre Reaktion zu beurteilen, und die Einnahme mit Vorsicht behandeln, besonders wenn sie bereits andere Medikamente einnehmen oder gesundheitliche Probleme haben. Bei Fragen oder Bedenken ist es ratsam, einen Arzt oder einen anderen qualifizierten Gesundheitsdienstleister zu konsultieren.



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