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Krankfeiern am Arbeitsplatz: Wenn Fehlen zur Routine wird

Aktualisiert: 17. Apr.


Krankfeiern am Arbeitsplatz: Wenn Fehlen zur Routine wird Foto: unsplash
Krankfeiern am Arbeitsplatz: Wenn Fehlen zur Routine wird Foto: unsplash

Die krankheitsbedingten Fehlzeiten von Arbeitnehmern befinden sich auf einem Höchststand: Die Techniker Krankenkasse berichtet, dass die bei ihr versicherten Personen im Schnitt 19,4 Tage im Jahr 2023 krankgeschrieben waren.

Viele Unternehmen kämpfen mit dieser zunehmenden Zahl von Krankmeldungen ihrer Angestellten, die Misstrauen unter Kollegen und Vorgesetzten säen. Die Herausforderung liegt darin, berechtigte von ungerechtfertigten Abwesenheiten zu unterscheiden und im Verdachtsfall angemessen zu reagieren.

Wie soll man nun aber wissen, ob ein Angestellter wirklich krank ist oder nur „krankfeiert“? Darum und um den richtigen Umgang mit verdächtigen Personen soll es in diesem Artikel gehen.


Grundlagen

Krankheiten sind ein unvermeidlicher Bestandteil des Arbeitslebens. Jeder Arbeitnehmer hat das Recht, bei gesundheitlichen Problemen zu Hause zu bleiben und sich zu erholen, ohne Nachteile befürchten zu müssen. Ein effizientes Abwesenheitsmanagement sorgt dafür, dass betriebliche Abläufe durch Krankmeldungen von Mitarbeitern möglichst wenig gestört werden.

Gesetzliche Regelungen dienen dem Schutz von Mitarbeitern und stellen sicher, dass niemand aufgrund eines temporären Gesundheitsproblems seinen Job riskiert.


Verdacht auf Missbrauch: Erste Anzeichen

Wie erkennt man jedoch, wenn jemand „krankfeiert“, also gar nicht wirklich krank ist? Es gibt Indikatoren, die auf einen möglichen Missbrauch von Krankschreibungen hinweisen könnten:

  • Auffallende Muster: Montage oder Brückentage werden überproportional oft für Krankmeldungen genutzt.

  • Häufigkeit: Einzelne Personen melden sich deutlich häufiger krank als der Durchschnitt.

  • Inkonsistenzen: Der Mitarbeiter zeigt außerhalb der Arbeit ein auffälliges Verhalten, das nicht zu einer Krankheit passt.

Doch Vorsicht: Jeder dieser Punkte kann auch plausible Erklärungen haben und sollte nicht voreilig als Betrugsversuch gewertet werden.


Proaktives Management statt Detektivarbeit

Bevor man vorschnelle Schlüsse zieht, sollte ein Umgang mit der Situation gefunden werden, der weder den Betriebsfrieden stört noch rechtliche Grenzen verletzt. Folgende Maßnahmen können ergriffen werden:

  • Führungskräftetraining: Vorgesetzte sollten darin geschult werden, sensible Gespräche über Anwesenheit und Gesundheitsprobleme zu führen.

  • Unternehmenskultur: Eine offene und gesunde Arbeitsatmosphäre kann vorbeugend gegen Missbrauch wirken.

  • Klare Regelungen: Eindeutige, firmeninterne Richtlinien zu Krankmeldungen geben Orientierung für alle Beteiligten.

  • Rückkehrgespräche: Sie dienen dazu, den Wiedereinstieg zu erleichtern und eventuelle Missverständnisse zu klären.


Grenzen der Kontrolle

Bevor man zu drastischen Maßnahmen greift, sollten rechtliche Aspekte klar sein. Eine Überwachung oder gar Einholung von Informationen über den Gesundheitszustand des Mitarbeiters, ohne dessen Einwilligung, ist ein Eingriff in die Privatsphäre und kann rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.


Gespräche statt Konfrontation

Eine offene Kommunikation ist oft die beste Medizin im Umgang mit Verdachtsfällen. Ziel sollte es sein, eine Vertrauensbasis zu schaffen, die es erlaubt, über den Gesundheitszustand und Arbeitsbelastungen offen zu sprechen.

  • Frühzeitig informieren: Es kann helfen, die Mitarbeiter regelmäßig über die Auswirkungen von langen Fehlzeiten auf das Unternehmen zu informieren.


Maßnahmen bei begründetem Verdacht

Sollten sich die Anzeichen für einen Missbrauch erhärten, kann es nötig werden, Schritte einzuleiten:

  • Dokumentation: Alle Fehlzeiten sollten akribisch dokumentiert werden.

  • Abmahnung: Bei begründetem Verdacht können arbeitsrechtliche Schritte wie Abmahnungen eingeleitet werden.

  • Medizinisches Gutachten: In bestimmten Fällen kann die Vorlage eines medizinischen Gutachtens gefordert werden.


Prävention vor Sanktion

Präventive Maßnahmen sind der Schlüssel im Kampf gegen den Missbrauch von Krankheitstagen:

  • Gesundheitsmanagement: Investitionen in betriebliche Gesundheitsförderung zahlen sich langfristig aus.

  • Flexibles Arbeiten: Homeoffice und flexible Arbeitszeiten können das Wohlbefinden der Mitarbeiter steigern.


Das optimale Gleichgewicht finden

Der Balanceakt zwischen Vertrauen und Kontrolle erfordert ein hohes Maß an Sensibilität und Fingerspitzengefühl vonseiten der Unternehmensführung. Gleichzeitig ist es wichtig, dass sich alle anderen Angestellten fair behandelt fühlen. Transparente Prozesse und klare Kommunikation sind wichtig, um Missverständnissen und Missbrauch vorzubeugen, ohne dabei ein Klima des Misstrauens zu schüren.

Schließlich liegt es im gemeinsamen Interesse von Arbeitgebern und Beschäftigten, eine gesunde, produktive und motivierende Arbeitsumgebung zu schaffen, in der Krankheitstage die Ausnahme und nicht die Regel sind.

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