Dresden, 27.06.2024
Wenn es um Wein geht, denken viele Menschen hierzulande fast automatisch zuerst an Italien, Frankreich oder auch Spanien – doch ist es nicht zuletzt der deutsche Rebensaft, der seit geraumer Zeit auch international Anerkennung findet. Mittlerweile gibt es sogar zahlreiche Rebsorten, die fast ausschließlich in Deutschland kultiviert werden. Gut zu wissen: Derzeit (Stand: Juni 2024) werden mehr als 100 verschiedene Sorten auf insgesamt über 105.000 Hektar angebaut, wobei etwa zwei Drittel der Sorten weiß und ein Drittel rot sind. Und interessanterweise sind in den südlichen Regionen Deutschlands – wie zum Beispiel in Baden und Württemberg – hauptsächlich rote Rebsorten zu finden, während der Rest des Landes vor allem für eine sehr ausgeprägte Weißweintradition bekannt ist. Aber was sind denn eigentlich die beliebtesten und bekanntesten Weinsorten mit deutschen Wurzeln? Woher stammen sie genau? Was macht sie aus? Und was hat Dresden diesbezüglich zu bieten?
Was macht Weine aus Deutschland eigentlich so besonders?
Deutsche Weine sind nicht nur für ihren vollmundig fruchtigen Geschmack und ihr vielfältiges Bukett bekannt, sondern vor allem auch für das sehr filigrane Aroma und den eher geringen Alkoholgehalt (nicht zuletzt im Vergleich zu den besonders schweren Rotweinen aus Spanien). Der Grund dafür ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass Deutschland zu den nördlichsten Anbaugebieten der Welt gehört. Zudem profitieren deutsche Rebsorten von einer besonders langen Vegetationszeit (häufig wird erst im Oktober und November geerntet), einer eher geringen Sommerhitze und den sehr potenten Bodenarten in den verschiedenen Anbaugebieten. Darüber hinaus gelten deutsche Winzer als besonders gewissenhaft bei der Herstellung – und auch die beeindruckende Vielfalt an unterschiedlichen Weinflaschen sorgt immer wieder für Aufsehen. Wussten Sie zum Beispiel, dass die sogenannte Schlegelflasche (für Riesling-Weine aus dem Elsass) und der Bocksbeutel (Silvaner aus Franken) ihren Ursprung bei uns in Deutschland haben und trotzdem (oder gerade deshalb) weltweit bekannt sind?
Sechs deutsche Weinsorten, die man als Genießer auf jeden Fall kennen sollte
Wie eingangs bereits erwähnt, gibt es viele verschiedene Wein- beziehungsweise Rebsorten mit deutschen Wurzeln. Und da man hier relativ schnell den Überblick verlieren kann, möchten wir Ihnen die bekanntesten und zugleich beliebtesten deutschen Weine in der nun folgenden Übersicht etwas näher vorstellen. Vorab sei noch gesagt, dass sächsische Weine (vor allem der edle Goldriesling, Bacchus und Müller-Thurgau) aufgrund der sehr geringen Anbaufläche rund um Dresden und das Elbtal zwar nur ein eher überschaubares Nischendasein fristen, gleichzeitig jedoch in Kennerkreisen für genau diese Exklusivität hoch geschätzt werden.
Weißweine
1. Die Huxelrebe
Bei der Huxelrebe handelt es sich um eine Kreuzung aus dem Weißen Gutedel und dem Courtiller Musqué. Gut zu wissen: Ursprünglich gezüchtet wurde diese Sorte zwar von einem gewissen Georg Scheu (im Jahre 1927), benannt wurde sie jedoch nach dem deutschen Weingutbesitzer und Rebpionier Fritz Huxel, der vor allem in den 1950er Jahren beachtliche Bekanntheit erlangte. Die Huxelrebe wird hauptsächlich in der Region Rheinhessen und in der Pfalz angebaut und besticht vor allem durch die typisch würzigen Aromen und dem Geschmack von exotischen Früchten, welcher sich auf die milde Säure zurückführen lässt.
2. Bacchus
Die Rebsorte Bacchus – deren Namen auf den berühmten römischen Gott des Weines zurückgeht – wurde in den 1930er Jahren an der Bundesforschungsanstalt für Rebenzüchtung in Siebeldingen (Rheinland-Pfalz) gezüchtet. Die mittlerweile hauptsächlich in Franken und Rheinhessen hergestellte Weinsorte bietet ein leicht bis mittelkräftiges (und zum Teil auch fruchtiges) Aroma und einen dezenten Unterton, der an Kümmel und Muskat erinnert.
3. Der Gewürztraminer
Der Gewürztraminer gilt mittlerweile als eine Art Denkmal der deutschen Weinkultur und darüber hinaus als eine der hochwertigsten Rebsorten in (und aus) Deutschland. Als Hauptanbaugebiete sind neben Rheinhessen und Baden vor allem auch die Pfälzer Region zu nennen. Geschmacklich überzeugt der Gewürztraminer durch sein sehr aromatisches Bukett, wobei er trotzdem nur über eine relativ milde Säure verfügt. Die Auswahl des richtigen Begleitgetränks kann dabei helfen, seine herb-würzige Note voll zur Geltung zu bringen.
Rotweine
1. Der Schwarzriesling
Obschon der Schwarzriesling in seiner ursprünglichen Form aus der französischen Region Burgund stammt, wird er heutzutage insbesondere in Württemberg (und teilweise auch in Franken und der Pfalz) angebaut. Die feine Rebsorte, die in Deutschland vor allem unter dem Synonym „Müllerrebe“ bekannt ist (aufgrund der Behaarung der Weinblätter, die wie mit Mehl bestäubt wirken), besticht zum einen durch ihre intensive ziegel- bis rubinrote Farbe und einem sehr fruchtigen Aroma.
2. Der Trollinger
Die Trollinger-Rebe ist heutzutage fast ausschließlich in Württemberg zu finden (Gut zu wissen: Der Trollinger gilt als eine Art schwäbisches Nationalgetränk) und gehört dort zu den meistangebauten Rotweinsorten. Er bietet einen vergleichsweise sehr hohen Säureanteil, einen fein-blumigen Duft, zarte Muskattöne und – je nach Standort – ein fruchtiges Wildkirschenaroma.
3. Der Dornfelder
Abschließend sei noch der kräftige Dornfelder erwähnt, der – seit seiner Neuzüchtung im Jahre 1955 – mittlerweile als eine Art Rotweinklassiker in Deutschland (und darüber hinaus) angesehen wird. Die Rebe mit den zum Teil sehr intensiven Fruchtaromen (Brombeere, Holunder oder auch Sauerkirsche) ist hierzulande hauptsächlich in der Pfalz und in Rheinhessen zu finden. Der Dornfelder ist aufgrund seines gerbstoffbetonten, gehaltvollen und zugleich überaus harmonischen Geschmacks zwar ideal für die kalte Jahreszeit, schmeckt als junger Roter aber sogar leicht gekühlt auch im Sommer.
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