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Lust auf Dresden

Côdô, Shiki & Co. - Nicht nur kulinarisch eine Integration vom Feinsten!

Aktualisiert: 4. März 2022


Vut Anh Doan Gf vom Codo Altstadt

Dresden, 15.09.2021

Ich bin wieder einmal unterwegs in unserer schönen Stadt, auf der Suche nach kulinarischen Dingen, die einfach Lust auf Dresden machen.


Heute morgen bin ich mit Vu Anh Doan verabredet, dem Geschäftsführer vom Côdô Altstadt auf der Kleine Brüdergasse 5, gleich gegenüber vom Dresdner Zwinger.

Beim Betreten des Restaurants fällt mir ein junger Mann auf, der den Besen schwingt und sauber macht. Es ist Vu Anh Doan der Chef höchst persönlich, der mich freundlich begrüßt und mir einen Platz und ein Getränk anbietet.

Ich fühle mich sofort wohl und irgendwie angenehm begrüßt, empfinde Wertschätzung und eine besondere sympathische Ausstrahlung meines Gegenüber. Es ist für mich eine Art Premiere. Noch nie habe ich mit einem Vietnamesen persönlich gesprochen und das obwohl ich schon lang hier lebe und Vietnamesen in unserer Stadt schon sehr lange auch zu Hause sind.

Was ich weiß und persönlich so empfinde ist die Tatsache, dass Vietnamesen in Deutschland nie in der Öffentlichkeit stehen oder sich in welcher Forma auch immer, öffentlich bemerkbar machen.

Dafür gibt es gute Gründe, erzählt mir Doan. Wir sind ein Land welches in großer Armut herangewachsen ist, geprägt von einer einfachen Esskultur. Landwirtschaft und Fischfang waren die Haupterwerbsquellen. Reisanbau und Vietnam gehören untrennbar zusammen. Jedoch verlangt die gesamte Reiskultur eine besondere Arbeitsteilung, dass kann ein Familie allein nicht leisten. Wir Vietnamesen sind ein Volk der Arbeit, fleißig und zielstrebig, lange Jahre kommunistisch regiert in einem starken Gemeinschaftsdenken und so liegen unsere Werte auch nicht in der Präsentation von Errungenschaften, so wie sie in der westlichen Welt oft praktiziert werden, sondern vielmehr im Arbeiten um uns und unseren Familien Sicherheit und Zukunft zu geben. Das gemeinsame Anpacken ob Chef oder Mitarbeiter spielt daher auch keine Rolle, jeder arbeitet und hilf einfach gern mit.


Meine Eltern sind 1990 als einfache Vertragsarbeiter nach Dresden gekommen. Dabei war damals ein ständiger Aufenthalt weder vertraglich noch gesetzlich vorgesehen. Weitere Abkommen ermöglichten dann einen weiteren Aufenthalt und es gelang so vielen Vietnamesen, sich einen dauerhaften Aufenthaltsstaus in Deutschland zu sichern.


Ich und meine Geschwister sind hier in Dresden geboren, zur Schule gegangen und haben hier studiert. Unsere Eltern haben uns ihre Haltung und Lebenseinstellung mit auf den Weg gegeben und wir alle pflegen diesen Umgang, in Respekt, Achtung und Würde zu- und miteinander zu arbeiten, zu leben und uns dabei, egal wo wir auf dieser Welt leben, in die gesellschaftlichen Gegebenheiten, Kulturen wie auch Glaubensrichtungen weitestgehend zu integrieren. Wir achten und respektieren die Gepflogenheiten gerade hier in Deutschland und sind stolz auf die Menschen, die dies alles geschaffen haben. Dresden ist für uns eine wunderbare, kulturträchtige und bunte Stadt, ein wunderbarer Ort um hier zu arbeiten und zu leben. Wir wollen unseren Beitrag leisten und agieren in Dankbarkeit, dass uns diese Möglichkeiten möglich geworden sind.


Heute pflegen wir Handelsbeziehungen in alle Welt, sind gut vernetzt und sehen diesen Spagat zwischen jahrhundertealten Denk- und Handlungsweisen und den neuen Werten der marktwirtschaftlichen Moderne als eine anspruchsvolle, inspirierende Herausforderung. Deshalb stehen gerade bei den jungen Menschen auch Sprache und Kultur des ehemaligen Feindes USA hoch im Kurs.


Mit dem Hot Wok am Dresdner Wasaplatz im Stadtteil Strehlen fing alles vor über 10 Jahren an. Eine unserer Hauptgesellschafter und Initiatorin für die Kultivierung der vietnamesischen Küche, weg vom Imbiss hin zum etablierten Speisenrestaurant, Giang Dannemann, ist es zu verdanken, dass wir heute mit unseren insgesamt fünf Dresdner Restaurants die Gastronomie mit einer eigenständigen, traditionsreichen Kochtradition bereichern können. Die koloniale Besetzung Vietnams durch die Franzosen und fremdländliche Einflüsse haben natürlich auch ihre Spuren in der vietnamesischen Küche hinterlassen und so findet man heute nicht selten auch Baguettes (Bánh Mì), Croissants und Kaffee auf Speisekarten wieder.

Typischerweise werden unsere Gerichte sehr heiß, aber kurz gebraten. Meist sind sie oberflächlich geröstet und innen gegart. Frühlingsrollen, Nudelsuppen mit Gemüse und Fleisch vom Schwein, Rind oder Geflügel, Fisch und immer auch viele Gewürze sind fester Bestandteil der vietnamesischen Küche.

Was nie fehlt ist Reis, gekocht, gebraten, warm oder kalt, gerade auch beim Sushi, gehören fest dazu.




Wir sind mit unserem Côdô an zwei wichtigen Standorten vertreten so Doan. Hier im Herzen der Dresdner Altstadt seit 2018 und bereits seit 2014 am Eingang zur Äußeren Neustadt direkt am Alberplatz mit der Zufahrt zur Alaunstraße, dem Côdô Deli.


Neu hinzugekommen im letzten Jahr ist das Shiki gleich hinter uns zeigt mir Doan am Postplatz gelegen. Ich kenne das Restaurant bereits und weiß um die besondere Qualität und den hervorragenden Service. Erst vor 14 Tagen hat im 1. OG des Restaurants die Shiki-Bar eröffnet mit tollem Ausblick auf den Postplatz und dem Dresdner Zwinger im Hintergrund. Die Bar sollten Sie unbedingt besuchen meint Doan, Sie werden sich hier sehr wohl fühlen, was ich ihm ungesehen glauben mag.

In unseren Restaurants arbeiten junge dynamische Menschen, vorrangig aus Vietnam jedoch auch aus Deutschland. Für uns ist es wichtig, die Tugenden die uns mit auf den Weg gegeben wurden, weiter zu pflegen und so stehen wir in einem besonderen und aktiven Austausch mit Vietnam. Es gib sogar ein eigens hierfür entwickeltes Ausbildungsprogramm welches jungen Menschen in Vietnam die Möglichkeit bietet, nach Deutschland zu kommen, sich ausbilden zu lassen und hier eine neue Perspektive zu finden.

Diesen Bemühungen haben wir es letztendlich auch zu verdanken, dass in unseren Küchen vietnamesische Köche täglich ihr Können unter Beweis stellen und wir personell auch durch die Lockdowns stabil und ohne nennenswerte Einschränkungen gekommen sind. Natürlich hat uns die Flexibilität das Angebot von Abhol- und Lieferservice dabei sehr geholfen.


Ich bin in besonderem Maße begeistert von diesem Gespräch. Der junge Doan (28) wirkt auf mich so reif, so intelligent und gleichzeitig so angenehm zurückhaltend bei seinen Schilderungen.

Ich bin am Ende unseres Gespräches in Gedanken in der globalen Betrachtung unserer Welt und stelle mir gerade vor, wie es wäre, wenn wir doch alle ein stückweit mehr auf Bodenständigkeit, Würde, Respekt mit- und zueinander achten und unsere Lebensinhalte vielmehr an den tatsächlichen Werten, die das Leben für uns bereit hält, ausrichten würden. Ganz bestimmt würde sich dann vieles umso leichter, friedlicher und unauffälliger anfühlen, eben so wie die Wahrnehmung unsere vietnamesischen Mitmenschen hier in unserer Stadt seit über 60 Jahren.


Wenn ihr also die vietnamesische Küche noch nie probiert habt, dann solltet ihr einen Tisch im Côdô reservieren. Ihr werdet das Essen und den liebevollen Umgang und Service mit den Gästen mögen.


Redaktion Lust auf Dresden

Dirk Andersch

 

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