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Augusto

Augusto im Gastgespräch mit Nancy Hofmann vom Hoteldebotel Schankwirtschaft!

Aktualisiert: 5. Jan. 2023


Nancy Hofmann hat sich mit dem Hoteldebotel einen Traum erfülllt. Der Renner am Zapfhahn ist übrigens das Lößnitz-Pils aus Coswig. © Marcel Pochanke
Nancy Hofmann hat sich mit dem Hoteldebotel einen Traum erfülllt. Der Renner am Zapfhahn ist übrigens das Lößnitz-Pils aus Coswig. © Marcel Pochanke

Dresden, 26.02.2022 (Äußere Altstadt)

Inhaberin Nancy Hofmann über den Namen ihrer Kneipe, die Veränderungen in der Neustadt und den Durst nach Corona. (Ein Beitrag von Marcel Pochanke)


Das Hoteldebotel an der Görlitzer Straße mutet von außen tatsächlich ein wenig wie ein Hotel an. Drin geht es urig zu: Einem großen Tresenbereich folgt ein langgezogener Bereich mit einigen Nischen. Frisch Gezapftes, Gespräche, Entspannung will Inhaberin Nancy Hofmann bieten. Seit 2014 gibt es das „Hobo“ inzwischen. Frau Hofmann, hier in der Dresdner Neustadt gibt es viele Lokale, aber gar nicht mehr so viele, wo man einfach sein ehrliches Bier ohne Schnickschnack trinken kann… Ja, aber hier ist es genau so und gut so. Eine eigene Bar war schon immer mein Traum gewesen. Und ja, 80 Prozent des Wochengeschäfts sind Bier und Wein. Es gibt auch anderes, aber auch grundehrlich. Ich sage immer „ich mach Cocktails und keine Obstschale!“


Sie haben mit der Öffnung nach dem letzten Lockdown noch etwas gewartet. Ich habe entschieden, erst aufzumachen, als es wieder bis 22 Uhr ging. Vorher hätte das ein Geschäft von 17 bis 20 Uhr bedeutet, das lohnt einfach nicht. Manche fanden die Öffnungszeiten bis 22 Uhr gut: „Da kann man in die Kneipe gehen und ist am nächsten Morgen wieder fit.“


Und – haben diese Gäste das beibehalten, als es wieder länger erlaubt war? Natürlich nicht. Das ging ganz schnell.


Über den sperrigen Namen „Hoteldebotel“ bin ich vom ersten Tag an gestolpert. Darüber müssen wir reden. Einen Namen zu finden ist für eine Kneipe das schwierigste. Ein Kumpel von mir ist aus Holland. Und wir und mein damaliger Geschäftspartner haben überlegt, wie wir es nennen. Er schlug was mit „Hotel“ vor. „Hotel Hoffmann“ war mir nichts, und Hotel hatte ohnehin etwas von einem Übergangszustand. Dann saßen wir beim Bier und mein holländischer Freund sagte: „Ich hab’s! Hoteldebotel!“ Das ist etwas zwischen Jiddisch und Niederländisch und heißt „total begeistert“ oder auch „halsüberkopf“. Und außerdem passt es Englisch mit Hotel für Flaschen. So kam es.


Und die Abkürzung „Hobo“ ist auch drin. Ja, das machen die Gäste draus. Es gab auch Warner, die sagten, Hotel würde Kneipengäste abhalten. Kann ich nicht sagen, außer am Wochenende, da ist das super: Das Publikum aus den Randbezirken, das nur draufmachen will, kommt nicht rein. Denkt beim Namen und der Anmutung, es sei zu fein oder zu teuer oder so.

Die Gäste sind vor allem Leute hier aus dem Viertel? Ja, auch weil ich selbst überall rumgekommen war. Ich habe angefangen in einem Tapas-Lokal, das es nicht mehr gibt, war dann fast sechs Jahre im Max auf der Louisenstraße, dann im Laika. Dann habe ich den Gewerbeschein gemacht und war als Barhopper in noch viel mehr Orten. Aber den eigenen Laden wollte ich schon mit 25 haben. Und so falsch werde ich es vorher nicht gemacht haben, viele Gäste, die mich irgendwann kennengelernt haben, sind mitgekommen hierher.

Der Billardraum. © Marcel Pochanke
Der Billardraum. © Marcel Pochanke

Vor dem Hoteldebotel war hier die Reisekneipe. Fragen Leute noch danach? Das ist seltener geworden. Viele sagen, sie kannten die Reisekneipe, aber waren letztlich nicht so oft da. Sie war sehr zugebaut, mit den einzelnen themenbezogenen Bereichen. Jetzt ist viel mehr Platz im Lokal, und ich wollte auf jeden Fall einen großen Tresen. Da findet doch die Kommunikation statt. Das habe ich, glaube ich geschafft.


Wie beobachten Sie die Veränderungen in der Neustadt als Ausgehviertel? Das weiß ich nicht genau. Erst einmal ist es nach wie vor das Kiez. Von dem man wegen Corona lange kaum was gemerkt hat. Was am Wochenende jetzt schon wieder aus dem Umland herkommt, sehe ich kritisch. Oft scheinen sie der Meinung, sie können hier tun und lassen, was sie wollen. Die Leute, die hier leben, lieben es und achten zum Beispiel darauf, dass sie keine Flaschenscherben draußen auf dem Boden verteilen. Nach dem langen Lockdown hatten wir hinten ein Partyzelt aufgestellt, weil nur draußen Betrieb erlaubt war. Was da am Wochenende manchmal für Hinterlassenschaften blieben. Oder die Blumenkästen vor dem Eingang: Dreimal im Jahr bepflanze ich die. Es dauert dann keine zwei Wochen, da sind die ersten Pflanzen rausgerissen. Die andere Seite: Am Wochenende kommt oft ein junges Publikum, kaum älter als 18, da muss ich noch nach dem Ausweis schauen. Diese Generation ist ganz höflich. Sie muckern auch nicht über die Maske oder so. Es ist das mittelalte Klientel, das anstrengend werden kann. Und das Publikum ist unter der Woche ein ganz anderes als am Wochenende.

Vor dem Fenster parken Autos. Wie denken Sie über eine autofreie Neustadt, würde das dem Hoteldebotel eher nutzen oder schaden? Es würde nichts ändern für uns. Es war mal angesagt, dass die Parkflächen dann für die Gastronomie nutzbar wären. Danach habe ich mich auch erkundigt: Ich dürfte das nicht, weil die Straßenbahn hier langfährt. Und da dürfen keine Tische hin, damit keine Gefahr entsteht, wenn jemand umfällt und die Bahn fährt vorbei.


Wie sind Sie und das Hoteldebotel durch die Coronazeit gekommen? Schwierig. Die erste und zweite Hilfe kamen super. Dann musste ich mir viel über die Familie und Privatkredite helfen. Nach der langen Schließzeit von Oktober bis Mai sind die Gelder erst im Dezember gekommen. Und auch kopftechnisch war es nicht leicht. In den ersten zwei Wochen freut man sich, dass man mal Urlaub hat. Aber dann…. Ich habe auch meinen Angestellten mit durchgezogen und wir haben uns jeden Tag was vorgenommen. Den Tresen neu gemacht, die Stühle bezogen. Einfach Beschäftigung gesucht, damit wir nicht durchdrehen. Aber aufgeben war nie eine Option. Ich habe ein Netzwerk, das viel zu schön ist. Viele Gastronomen aus der Neustadt sind Freunde, die im Feierabend hier ihr Bier trinken. Es gab auch eine Zeit, Anfang 2021, da haben die Gäste für mich gesammelt. Die Hilfen sind ja nicht für die privaten Ausgaben gedacht, die weiterlaufen. Das fand ich total knuffig. Und sagt viel aus.


Als es im Mai 2021 wieder losging, wollten die Menschen vor allem raus. War das schwierig für Sie, weil es keinen Biergarten gibt? Draußen an der Straße haben wir ja drei Tische. Und es ist unglaublich, was Leute an drei Tischen trinken können. Ich weiß nicht, ob das an der langen Zeit von acht Monaten lag, die vorher zu war. Das Zelt im Hof aber bleibt die Ausnahme. Ich komme mit allen Mietern um uns rum gut klar, das soll so bleiben. Außerdem schaut man im Hof nur auf parkende Autos.

Die Optik des Hoteldebotel im Wandel: Dieses Bild von Daniela Nordt war mal Bestandteil einer Ausstellung im Lokal. Mit Hilfe einer Sammlung der Gäste konnte es für immer gekauft werden. Der Löwe wurde von Nancy Hofmann und den Gästen "Otis" getauft. © Marcel Pochanke
Die Optik des Hoteldebotel im Wandel: Dieses Bild von Daniela Nordt war mal Bestandteil einer Ausstellung im Lokal. Mit Hilfe einer Sammlung der Gäste konnte es für immer gekauft werden. Der Löwe wurde von Nancy Hofmann und den Gästen "Otis" getauft. © Marcel Pochanke

Gibt es neue Pläne für das Hoteldebotel?

Mein großer Plan ist ein persönlicher: mich selbst etwas mehr rausnehmen. Ich merke, dass mich die Nachtarbeit anstrengt. Ansonsten gibt es immer Sachen, die man nicht auf dem Schirm hat. Da kommt einer, macht einen Vorschlag und dann wird das umgesetzt. So ist die Optik in dem ganzen Laden entstanden. Das Leben hält so viel bereit, du musst es nur erkennen. Aber wenn Sie auf Vergrößerung anspielen – nein. Dafür hasse ich die Buchhaltung zu sehr.

(Quelle: Augusto)

 

Hoteldebotel Schankwirtschaft

Görlitzer Straße 15, 01099 Dresden

Telefon: 0351 33235430

 

Herausgeber:

Saxo-Phon GmbH

Verantwortlich: Frank Treue

Ostra-Allee 20, 01067 Dresden

0173 180 2727


 

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