Dresden, 17.05.2022 (Bühlau)
Inhaber Jochen Schmidt kann sich bei Schnee und Sonne vor Besuchern kaum retten. Aber der Klimawandel könnte dem Restaurant mehr schaden als zuletzt Corona.
(Ein Beitrag von Marcel Pochanke)
Die Bühlauer Waldgärten befinden sich direkt neben der gleichnamigen Kleingartenkolonie im Grünen am Rande der Dresdner Heide. Wo jetzt die Gärten gedeihen, war von 1930 bis 1943 sogar ein Golfplatz. Das Restaurant befindet sich im früheren Golfcasino, das kein geringerer als Wilhelm Kreis entworfen hat, der unter anderem auch das Hygienemuseum und die Augustusbrücke schuf. Neben der gemütlichen Gaststätte im Forsthausstil gibt es einen großzügigen Biergarten samt Kiosk für Ausflugsgäste. Herr Schmidt, wenn man in die Waldgärten kommt, fällt zuerst das Singen der Vögel in den Bäumen und Gärten auf. Wer findet vor allem zu Ihnen? Die Kleingärtner aus der Sparte nebenan, Wanderer in der Dresdner Heide? Die Garteninhaber allein würden nicht reichen. Natürlich kommen viele Wanderer und Tagesausflügler. Aus dem Wohngebiet hier oben kamen einst sehr viele Gäste. Aber wo damals sechs Familien in einer Villa gelebt haben, wohnt jetzt eine …
Wie sind Sie Inhaber des Restaurants geworden? Ich habe die Waldgärten 1993 übernommen. Das hat sich so ergeben und ist eine lange Geschichte. Ich komme aus der Forstwirtschaft, bin eigentlich Oberförster. Der Forstbetrieb hat 1988 die Ullersdorfer Mühle übernommen, die aber später von der Treuhand verkauft wurde. Es blieb eine Pension und ein Kiosk nebenan. Ich war in der GmbH, die dann auch die Waldgärten bewirtschaftet hat, und von dieser haben ich sie 1996 freigekauft. Die Jäger vom Sachsenforst kommen immer noch hierher, ich bin so etwas wie der letzte Mohikaner des Forstwirtschaftsbetriebes aus der DDR.
Sie setzen auf „gute sächsische Hausmannskost“, wie sie selbst schreiben, und ein gutes Getränk. Variieren Sie da auch, oder bleiben Sie bei einer traditionellen Linie? Eigentlich ziehe ich das angestammte Programm durch. Die deutsche Küche ist selten geworden. Dinge, die entsprechenden Aufwand brauchen wie Goulasch oder Rinderroulade, die funktionieren bei uns sehr gut.
Man lernt über die Jahre: Du musst unterschiedliche Gäste ansprechen. Das Einfachere für die Wanderer, die sich hier stärken wollen genau wie die Anwohner von hier in Bühlau, die auch mal etwas Anspruchsvolleres speisen wollen. Spanferkelrollbraten zum Beispiel hatten wir jüngst, oder über Ostern frischen Lachs – gegrillt, dazu Kartoffeln und Spinat. Dabei: Das Kilo Lachs hat vor einem Jahr 13 Euro im Einkauf gekostet, jetzt sind es 22 Euro…
Sie sind gerade, es ist ein Donnerstagnachmittag, zu zweit für Service und Küche. Ist das immer so? Nein, am Wochenende kommen drei feste Angestellte dazu. Sonst schaffen wir das nicht. Aber auch wir haben durch Corona gute junge Leute an andere Branchen verloren, eine super Kellnerin von mir ist zum Beispiel in die Pflege gewechselt.
Denken Sie darüber nach, stärker auf die Wochenenden zu fokussieren und dafür unter der Woche nicht jeden Tag zu öffnen? Das können Sie sich als Ausflugslokal nicht leisten. Sie können die Türen nicht zulassen, die Gäste kommen ja mit einer Erwartung hierher. Dafür können wir auch immer wieder besondere Gäste begrüßen. Viele Promis wohnen hier, wollen ihre Ruhe und bekommen sie bei uns. Man muss sich auf die Leute einlassen.
Wie sind Sie durch die Corona-Zeit insgesamt durchgekommen? Es ging. Wir konnten oft an den Wochenenden Fensterverkäufe für die Wanderer anbieten. Es ist aber zeitweilig schon ein Unsinn gewesen. Spazieren durften sie, aber hier nicht mit Abstand einen Imbiss oder ein Getränk einnehmen. Auch jetzt fehlen hier drin im Gastraum noch Tische, damit die Gäste sich sicher und wohlfühlen. Aber ich beobachte Entspannung, wenn es voll ist, lassen Gäste auch wieder andere an ihren Tisch.
Wir haben uns also durchgewurschtelt, aber es hat uns viel Geld gekostet. Als wir Ostern zu hatten, standen mir die Tränen in den Augen. Oder der vorletzte Winter, da hatten wir 20 bis 25 Zentimeter Schnee hier oben. Wenn Schnee liegt, ist es auch unter der Woche hier immer voll. Dann stehen die Gäste Schlange. Das tut schon weh, wenn man dann nicht öffnen darf. Aber durch die ausfallenden Winter werden wir noch schlimmer erwischt als durch Corona.
Blicken Sie optimistisch auf den Sommer? Ich bin immer optimistisch hier draußen. Und an schönen Tagen ist immer viel los – wobei: Gucken Sie sich den Parkplatz an. Der fehlt unseren Gästen dann. Wer keine Parkkarte bezahlen will, stellt sein Auto für den Heideausflug hier ab. In Corona-Zeiten haben noch mehr Menschen die Heide für sich entdeckt, weil sie nirgendwo hinkonnten. Ströme an Menschenmassen waren hier unterwegs.
Himmelfahrt steht vor der Tür. Sicher auch für die Waldgärten ein wichtiger Termin? Ja, natürlich. Wir sind für viele Spaziergänger eine Durchgangsstation. Schon 9.30 Uhr fangen wir mit dem Ausschank an, ab 11 Uhr gibt es Essen. Nicht nur die klassischen Herrentagsausflügler, auch Familien oder Rentner sprechen wir damit an.
Haben Sie Veränderungsideen für die Waldgärten? Das passt eigentlich. Warum soll man ändern, was über die Jahre sehr gut bestanden hat. Viel wichtiger ist es, jemanden zu finden, der das einmal fortsetzt.
Anfahrt: Über die Bautzner Landstraße auf die Neubühlauer Straße, Richtung Dresdner Heide.
Öffentliche Anbindung: Mit der Bahnlinie 11 bis Haltestelle ‚Neubühlauer Straße‘ (Schwimmhalle Bühlau). Mit der Buslinie 61 bis Haltestelle ‚Grundstraße‘. oder zu Fuß bzw. mit dem Rad durch die Dresdner Heide
(Quelle: Augusto)
Bühlauer Waldgärten
Nachtflügelweg 25, 01324 Dresden Telefon: 0351 2683457 E-Mail: info@buehlauer-waldgaerten.de Internet: buehlauer-waldgaerten.de
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