Dresden, 29.01.2022 (Innere Altstadt)
Inhaberin Angela Beyer spricht über rotierende Spieße, Steakvarianten und Fleischpreise im Supermarkt. (Von Marcel Pochanke)
Das El Rodizio, direkt am Dresdner Postplatz und gegenüber der Altmarktgalerie gelegen, ist ein lateinamerikanisches Steakhouse. Die Besonderheit des Hauses ist Rodizio, ein All you can eat, bei dem die Cortadores immer wieder Fleischspezialitäten direkt vom Spieß auf die Teller schneiden. Aber auch Steaks vom Lavasteingrill und andere Gerichte von der Karte gehören zum Angebot der Inhaber Angela Beyer und Richard Fordham. Das Fleisch in besonderen Cuts (Schnittvarianten) gibt es auch für den Grill zu Hause. Frau Beyer, das All you can eat mit den herumkreisenden Spießen findet derzeit coronabedingt nicht statt. Kann man sagen, dass damit der Markenkern des Restaurants fehlt? Ja. Das ist auch der Name des Restaurants. Rodizio heißt „das sich Drehende“, darin spiegeln sich sowohl die Spieße wieder, die über dem Feuer gedreht werden, als auch das Kreisen der Mitarbeiter, die immer wieder zu den Tischen kommen und nachlegen.
Zu normalen Zeiten finden das All you can eat und das Essen à la Carte zugleich statt? Genau. Und wer das noch nicht bestellt hat und mitbekommt, überlegt es sich für das nächste Mal vielleicht. Oder für seinen Geburtstag oder die Weihnachtsfeier. Gerade Männer nutzen das viel, aber nicht nur. Für Fleischliebhaber ist das echt schön, weil immer gleich jemand kommt. Man bestellt, bekommt einen Salat und dann geht das los.
Wie groß schätzen Sie den Männeranteil unter den Gästen? Ich würde sagen, so 70 Prozent. Weil wir sehr fleischlastig sind. Wir haben die großen Steaks. Das Tomahawk, die Dry Aging Steaks.
Tomahawk kenne ich nicht. Wie muss ich mir das vorstellen? Angela Beyer holt eins aus dem Reifeschrank. Das Fleisch ist am langen Knochen. Und das Ganze hat die Form eines Tomahawks, wie ihn die Indianer benutzten.
Das ist wohl eher eine Portion für Zwei… Stimmt. Wobei es auch Männer gibt, die das für sich alleine bestellen. Aber eigentlich ist es für Zwei, gerade auch für Paare perfekt.
Wo kommt das Fleisch bei Ihnen her? Da ist zum Einen unsere Bauer des Vertrauens aus dem Erzgebirge, Klaus Möbius. Von ihm erhalten wir Wagyu und Black Angus. Meist nehmen wir gleich ein halbes oder ganzes Tier. Momentan erstmal nur die Rücken für unseren Reifeschrank. Er züchtet die Rinder selbst und wir können im Vorfeld aussuchen, welches wir gern hätten. Das „normale“ Rinderfilet oder Entrecôte kommt auch von der Metro, spezielleres liefert die Fleischerei Korch. Und bei großer Nachfrage lassen wir direkt aus Irland liefern, das Fleisch von dort ist in Salzmoos gereift.
Wie sind Sie zum edlen Fleisch gekommen? Das Restaurant gibt es hier seit 2005. Wir haben es 2010 vom Vorbesitzer gekauft. Ich kannte das, habe zuvor hier gearbeitet und daher immer daran geglaubt. In den Jahren hatten wir allerdings das Pech, dass immer wieder Baustellen vor der Tür waren. Ursprünglich hieß es draußen „brasilianisches Steakhouse“. Wir haben gemerkt, dass das viele Menschen skeptisch machte. Und habe es in die mexikanische Richtung verändert. Es gab auch lange Fajitas und Enchiladas. Aber nicht zuletzt, weil auf der Straße auch ein Enchilada-Restaurant aufgemacht hat, haben wir uns mehr und mehr den Steaks zugewandt. Das war in der Form damals neu hier in Dresden. Den Leuten das näherzubringen, was es gibt und was Qualität ausmacht, war viel Aufklärungsarbeit. Aber die Gäste, die einmal da waren, kommen wieder.
Erzählen Sie uns, wie es Ihnen aktuell mit den Maßnahmen geht. Es ist schwierig, definitiv aufgrund der Regeln. Das All you can eat lassen wir erst einmal bis März pausieren. Es waren zu wenige Bestellungen da, und wir wollten trotzdem die Qualität sichern, das Angebot nicht verramschen. Auch die Lebensfreude, die dabei drin steckt, lässt sich gerade nicht so vermitteln.
Wir öffnen derzeit am Donnerstag, Freitag und Sonnabend von 16 bis 22 Uhr. Man merkt, dass die 2Gplus-Regel den Gästen, die nicht geboostert sind, die Spontaneität nehmen. Die fehlen uns. Aber die Regeln machen nicht wir.
Wie hoch schätzen Sie zu normalen Zeiten den Touristen-Anteil im El Rodizio? Mmh. 20 bis 30 Prozent. In der Weihnachtszeit und im Sommer aber mehr. Es ist hier nicht so touristisch, man merkt, dass die Lauflagen zum Beispiel an der Frauenkirche ein Stück weg sind. Aber das ist über die Jahre besser geworden.
Sie schreiben über Ihr Restaurant, dass Sie Cuts, also Schnittvarianten des Fleisches, anbieten, die es so in Dresden sonst nicht gibt. Wie sieht so etwas aus? Zum Beispiel das Teres Major, das wir anstelle des Rinderfilets sehr empfehlen. Es ist sehr zart – und nebenbei auch preislich interessanter als das reine Filet. Allerdings ist es zeitweise, wie aktuell auch, nicht bekommbar. Oder auch das Entrecôte Cap Steak, das gewissermaßen der Deckel vom Entrecôte ist. Ich denke nicht, dass Sie das sonst irgendwo in Dresden bekommen. Aus einer Kuh gibt es davon maximal vier Steaks.
Die steigenden Fleischpreise sind in aller Munde. Wie gehen Sie damit um? Das wird interessant bleiben. Die Leute werden bewusster essen und auch bewusster ein Steak essen. Wir hoffen, dass die Steigerungen auch in den Supermärkten umgesetzt werden. Wir kaufen Qualität ein. Im Supermarkt gibt es aber das mit Wasser aufgespritzte Fleisch. Manche Kunden sehen dort den Preis und verstehen dann den Unterschied zu unserem Restaurant nicht ganz. Wenn es überall teurer wird, ist das für uns in Ordnung. So ist es aber derzeit eine Mogelpackung für den Verbraucher.
Sie bieten auch Grillpakete für zu Hause an? Ja, nur leider wird das noch nicht so gut angenommen. Im Sommer würde das sicher besser laufen. Wir stellen das für jeden Kunden individuell zusammen. Auch unsere hausgemachten Dips gibt es zum Mitnehmen und Kaufen.
Vor dem Eingang steht seit Neuestem ein Stand mit Chili con Carne im Straßenverkauf … Das ist neu, um ein bisschen was tagsüber zu machen. Chili passt zu uns, das lief auch im Restaurant mittags, wenn wir offen hatten, immer gut. Noch ist das Angebot nicht so bekannt. Aber der Standort ist, denke ich, sehr günstig – und etwas Anderes als die benachbarten Imbisse.
Welche Zukunftspläne haben Sie für das El Rodizio? Wir wollten uns immer vergrößern – aber ich glaube, das ist in der aktuellen Lage ausgeträumt. Letztes Jahr konnten wir nur zur Hälfte öffnen, mussten aber für das ganze Jahr die Miete bezahlen. Da fragt man schon: Wollen wir das überhaupt?
(Quelle: Augusto)
El Rodizio – Steakhouse am Postplatz
Wilsdruffer Straße 22, 01067 Dresden Telefon: 0351 4976884 E-Mail: mail@elrodizio.de Internet: www.elrodizio.de
Herausgeber:
Saxo-Phon GmbH
Verantwortlich: Frank Treue
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