Dresden, 20.03.2023 (Innere Neustadt)
Sie war die Vorbotin der glanzvollen Rückkehr des Barockviertels. Heute ist sie eine Legende unter den Hotels in Dresden: die Bülow Residenz. Dabei sollte vor 30 Jahren aus Sachsens ältestem Herrenhaus eigentlich etwas ganz anderes entstehen. Aus Anlass des Jubiläums werfen wir im Interview mit Inhaber Horst Bülow und Gastgeber Ralf J. Kutzner einen Blick zurück in die Anfangszeit.
Herr Bülow, wann und wie beginnt die Geschichte der Bülow Residenz?
HB: Mit einer etwas kuriosen Begegnung an einer Hotelbar im Dresden Hilton. Das muss im
Jahr 1990 oder 1991 gewesen sein. Wir waren als Projektentwickler in Stuttgart tätig und
suchten für eine Niederlassung in Dresden einen Bürostandort. Ein Makler zeigte uns
deshalb an besagter Bar einen Lageplan einer Immobilie in der Rähnitzgasse. Bald darauf
haben wir sie uns angesehen. Von außen hatte mir das Gebäude mit den barocken
Zierelementen gleich zugesagt. Ich dachte mir, daraus kann man etwas machen. Dann
haben wir kurz entschlossen das Gebäude erworben.
In welchem Zustand war das Haus damals?
HB: Äußerlich recht gut. Wir glaubten, da reicht ein Anstrich. Doch so ein Denkmal steckt
voller Überraschungen. So sind wir zum Beispiel auf Decken gestoßen, die zur Dämmung
mit Kohle gefüllt waren! Letztlich mussten wir alles rausreißen und das Haus totalsanieren.
Dabei haben wir einen Keller entdeckt, der eine schöne Gewölbedecke hatte. Der wurde
später die Hotelbar.
Aber eigentlich sollte das Haus ja ein Bürogebäude werden ...
HB: Ja, aber daraus wurde nichts. Nachdem wir das Haus gekauft hatten, teilte uns die Stadt
mit, dass sie ein reines Bürogebäude im Barockviertel nicht genehmigen könne. Unten
Läden, im ersten Obergeschoss Büros und darüber Wohnungen: Das war die Vorgabe. Auf
meine Nachfrage nach Alternativen, antwortete die Stadt, dass auch ein Hotel denkbar wäre.
Also hatten wir überlegt, ob das tatsächlich eine Option wäre. Das Haus hatte ja einen
Innenhof und umlaufend in jeder Etage einen Flur. Da konnten wir die Zimmer wunderbar
anordnen.
Hatten Sie zuvor schon einmal mit dem Gedanken gespielt, ein Hotel zu eröffnen?
HB: Nein, aber das Metier war uns auch nicht fremd. Wir haben als Bülow AG zahlreiche
Hotels für Großkonzerne gebaut – und tun das bis heute. So entstand die Idee, das Haus zu
behalten und selbst zu betreiben. Auf diese Weise wollten wir wertvolle Praxiserfahrungen
sammeln, die Wünsche der Hotelnutzer erfahren und bei unseren zukünftigen Planungen
berücksichtigen. Außerdem waren Hotels zu der Zeit sehr gefragt und meine Frau war sehr
hotelbegeistert. Also haben wir uns in das Abenteuer gestürzt.
Herr Kutzner, Sie sind seit der ersten Stunde dabei. Wie haben Sie die Anfangszeit der Bülow Residenz erlebt?
RJK: Das war eine spannende und unvergessliche Zeit! Vom ersten Kontakt mit dem Ehepaar Bülow, über die Eröffnung des Hotels, das Team der Mitarbeiter und die Stadt mit ihren Menschen. Es herrschte damals unglaubliche Aufbruchsstimmung in Dresden, überall
drehten sich Baukräne und auch unser Barockviertel wurde Fassade für Fassade wieder als
das Juwel sichtbar, das es einmal war.
Hätten Sie damals für möglich gehalten, dass Sie 30 Jahre später gemeinsam mit der Bülow Residenz Jubiläum feiern würden?
RJK: Auf gar keinen Fall! Ich hatte ursprünglich vor, das Hotel zu eröffnen, im Land bekannt
zu machen und dann weiterzuziehen. Aus diesen geplanten drei bis vier Jahren sind nun 30
geworden .... und kein Ende in Sicht. (lacht)
Herr Bülow, Hotelbesitzer zu sein: Was war und ist das für Sie für eine Erfahrung? Wie hat das ihr Leben geprägt?
HB: Die Hotellerie war hauptsächlich das Thema meiner Frau. Die hat sich in
Zusammenarbeit mit Herrn Kutzner stark eingebracht. Ich denke da zum Beispiel an die
Dekorationen zu Ostern und zu Weihnachten. Die hat sie immer sehr liebevoll ausgeführt.
Aber es gibt auch Erfahrungen, die wir beide ohne die Hotels sicher nicht gemacht hätten.
Zum Beispiel?
HB: Eine verrückte Geschichte war die Tagung der Nato-Generäle in der Bülow Residenz. Das muss in den späten 1990er Jahren gewesen sein. Die Sicherheitsvorkehrungen waren
immens. Ein AWACS-Radarflugzeug kreiste zur Luftraumüberwachung über Dresden.
Plötzlich war der amerikanische General verschwunden! Sofort herrschte helle Aufregung. Es
wurde überall vergeblich nach ihm gesucht. Kurz drauf stand er zur großen Erleichterung
aller wieder in der Lobby. Er war an der Elbe joggen.
Haben Sie so etwas wie ein Leitbild, ein Ideal von Gastgeberschaft, das sie mit den Bülow Hotels verwirklichen wollen?
RJK: Nennen wir es eine Vision, die eine Orientierung für jeden Mitarbeiter schafft. Hierbei
spielen Werte und deren Vermittlung beim täglichen Miteinander eine entscheidende Rolle.
HB: Ich denke, man kann das in einem Wort sagen: Qualität. Wir haben als Bülow AG den Ruf einer hohen Qualität. Diesem werden wir auch mit den Hotels gerecht. Wir sind in Rankings immer unter den besten Häusern in Deutschland – und da wollen wir auch bleiben.
Die Fragen stellte Sebastian Thiel
Hotel Bülow Residenz
Rähnitzgasse 19, 01097 Dresden
(03 51) 8 00 3291
info.residenz@buelow-hotels.de
https://www.buelow-residenz.de
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