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Lust auf Dresden

Wohin in Dresden - Palais Sommer 2019 überrascht mit großem Geschenk an alle Besucher: Palais.Kino s


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Was ist los in Dresden

Dresden (Innere Neustadt) - Dass noch etwas kommen würde, hatten alle irgendwie erwartet. Dass es gleich so eine große Nummer werden würde, kam dann doch überraschend:

Zum zehnjährigen Bestehen des Palais Sommers startet das beliebte Dresdner Kunst- und Kulturfestival vom 1. bis 25. August ebenfalls eintritts- und werbefrei mit dem Palais.Kino. Die neue Reihe lädt täglich ab 21:00 oder 21:30 Uhr (in Ausnahmefällen ab 22:00 Uhr) auf die Palais Wiese zum entspannten Filmschauen auf Picknick-Decke, im Liegestuhl mit Trinkbecherhalterung (neu beim Palais Sommer - eigens zum Anlass), allein oder mit Freunden, in jedem Fall in herrlicher Kulisse und voraussichtlich lauer Sommerluft ein – der Inbegriff eines Sommertraums, der endlich wahr zu werden verspricht.

So geht es auch Filmfreund und Initiator der Reihe Jörg Polenz, der für den Palais Sommer schon lange mit dem Projekt liebäugelte. „Dass es jetzt endlich klappt, freut mich persönlich ganz besonders“, gibt er beim Pressegespräch am Freitag zu. Selbstredend folgt auch die Auswahl der Filme einer inneren Logik. Auch daran merkt man, dass ihm das Kuratieren dieser Reihe fraglos eine Herzensangelegenheit war. Unterstützung erhält die Reihe von den Radeberger Fleisch- und Wurstwaren Korch. Ein eigenes Illuminationserlebnis erwartet die Zuschauer zudem durch das begleitende Fassadenprojektions-Still, das eigens zum Palais.Kino für das Japanische Palais entwickelt worden ist.

Neben der Intergration der Reihe Filmnacht.analog mit den bereits genannten bedeutenden osteuropäischen Filmen von Wajda und Schengelaja, bekennt sich die Reihe einerseits offensiv zum deutschen Film. Bekannte Werke von Regisseuren wie Wim Wenders („Himmel über Berlin“, 10. August; auch der Dokumentarfilm „Das Salz der Erde“ am 21. August von Wenders und Juliano R. Salgado), der zugleich dem unlängst verstorbenen Bruno Ganz ein ehrenvolles Denkmal setzt, stehen andererseits neben amerikanischen Highlights wie „Inside Llewyn Davis“ (am 3. August, unter der Regie der Coen-Brüder) und firmieren gemeinsam unter der Überschrift ‚Filmperlen‘. Hier finden sich auch neuere Independant-Filme mit ungewöhnlichen Geschichten: Beispielsweise „Captain Fantastic – Einmal Wildnis und zurück“, am 9. August, in dem Viggo Mortensen mal ein Familienvater statt eines fiesen Killers sein darf. Passend zu leichtem Sommernachtsamusement ist sicher auch Woody Allens „Midnight in Paris“, der am 20. August zu sehen sein wird und bereits einen leichten Ausblick auf die künstlerische Bohème gibt, der der Palais Sommer mehrere Abende filmisch widmet. Klarste Bildästhetik à la Tom Ford wiederum verwöhnt das designverliebte Auge am 19. August bei der Ansicht von „A Single Man“ und auch der Film „Mommy“ vom frankokanadischen Ausnahmetalent Xavier Dolan feiert die Folie-à-trois seiner Protagonisten mit naher Kamera im Sonderformat 1:1 und gesättigten Farbkombinationen am 15. August.

Für die Sub-Reihe der Künstlerfilme, so möchte man sie nennen, haben es „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ (ebenfalls mit Colin Firth und einer noch am Beginn ihrer Karriere stehenden Scarlett Johansson) am 6. August, die Filmbiographie „Meine Zeit mit Cézanne“ über die Freundschaft von Cézanne und dem Schriftsteller Emile Zola zueinander (am 13. August), „Gauguin“ von Edward Deluc mit einem eindringlichen Vincent Cassel (22. August), ein Kunstfilm eines Künstlers: „Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit“ von Julian Schnabel sowie schließlich „Paula“ über die Malerin Paula Modersohn-Becker von Regisseur Christian Schwochow geschafft. Schnabels Werk ist zugleich Abschiedsfilm des Palais Sommers am 25. August und er wartet mit einer Spitzenbesetzung auf, wie dem subtilen Rupert Friend, der in der Serie „Homeland“ eine Zeit lang Carries rechte Hand war. Auch Christian Schwochow ist inzwischen für sehr gute deutsche Serienproduktionen wie Bad Banks bekannt. Und hier wären wir bei der Hommage an das deutsche Bewegtbild, hier den Film: „Finsterworld“, der ebenfalls am 2. August zu sehen sein wird, ist ein kleines Meisterwerk der Regisseurin Frauke Finsterwald, die das Drehbuch ihres Gatten Christian Kracht mit dem Who-is-Who der deutschen Schauspielgarde aufgefüllt hat. Dabei lässt sie Sandra Hüller, mit der es am 4. August mit der vorsichtigen Romanze in „In den Gängen“ ein Wiedersehen auf der Palais.Kino-Wiese geben wird, auf Roland Zehrfeld treffen. Hüllers Talent wurde einem breiteren Publikum durch „Toni Erdmann“ enthüllt, während Zehrfelds schnoddrige Präsenz schon bei „Im Angesicht des Verbrechens“, Dominik Grafs Miniserie fürs TV, offenbar wurde. Ähnlich gut besetzt und auch von einer eigenwilligen Regisseurin gedreht ist „Das Herz ist ein dunkler Wald“, zu sehen am 7. August. Nicolette Krebitz, selbst eine der ehemals jungen deutschen Schauspielerinnen, rockte etwa neben Katja Riemann den Film „Bandits“. Sie gehörte zu den Gesichtern einer jungen Frauengeneration des sogenannten „Neuen, neuen Deutschen Films“ in den 90er Jahren. Hier nun agierte sie als Regisseurin und erzählt, gemeinsam mit dem hier produzierenden Kollegen Tom Tykwer, die Geschichte eines Vertrauensbruchs in eindrücklichen Bildern und Rückblenden.

Natürlich entbehrt die Palais.Kino-Reihe nicht eines aktuellen Kommentars: 50 Jahre Mondlandung werden mit einem späten Start um (einmalig) 22:30 Uhr am 2. August memoriert: „Iron Sky“ einer der wenigen Filme, hier mit Götz Otto und dem bizarr blickenden Udo Kier, der die Verhandlung einer „Drittes Reich-Thematik“ einmal mit einem augenzwinkernden Science-Fiction-Genre versucht.

Auch den „Filmschätzen der DEFA“ ist eine Reihe gewidmet: „Verbotene Liebe“ von Helmut Dziuba aus dem Jahr 1990 (gezeigt am 18. August) und „Vorspiel“, das Filmdrama von Peter Kahane aus dem Jahr 1987 (zu sehen am 8. August) widmen sich aus verschiedenen Perspektiven letztlich jungen sozialen und Heranwachsenden-Fragen.

Aber eine Programmkino-Reihe unter freiem Himmel braucht die historische Rück- und Selbstversicherung. Woher kommen die laufenden Bilder, was wäre ein so selbstreferentielles Medium wie der Film ohne den Blick auf seine frühesten Werke, in denen die Tonspur noch nicht automatisch auf der Filmrolle eingeprägt war?

Daher darf auch ein Fritz Lang-Film in der Auswahl nicht fehlen - und zwar ohne, dass es immer Metropolis sein muss: Am 24. August ist der frühe Science-Fiction-Film „Die Frau im Mond“ zu sehen. Der Stummfilm aus dem Jahr 1929 wird gezeigt als erstes Stummfilm-live-Konzert mit den Künstlern Demian Kappenstein (Aetna) und Jan Heinke (Stahlquartett), genannt Sammeltonium Wunderland.

So also wird der Sommer am Palais werden. Man hat den Eindruck, das letzte Stückchen Glück, das einem immer noch irgendwie gefehlt hat, die letzte Lücke des großen Sommerwunsches, die noch übrig war, auch sie ist nun geschlossen.

 

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