Sachsen - Der klassische Einzelhandel steht aufgrund der Digitalisierung vor enormen Herausforderungen, die weit über das sichtbare Wachstum des Online-Handels hinausgehen: Traditionelle Geschäftsmodelle und gewohnte Beziehungen zwischen Erzeugern, Lieferanten, Händlern, Dienstleistern und Kunden werden durch neue Shopping-Konzepte, wachsende Preistransparenz und technologische Möglichkeiten wie kontaktloses Zahlen oder Beacons zunehmend auf den Kopf gestellt.
Dennoch liegt der Handel in Sachsen bei der Digitalisierung bisher nur im Mittelfeld, wie ein heute durch das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA) veröffentlichtes Gutachten zeigt. Mit 41 von 100 möglichen Punkten liegt der sächsische Handel damit unter dem bundesweiten Wert, der 55 Punkte erreicht. Vor allem der Investitions- und Zeitbedarf schreckt die Händler bisher von Digitalisierungsvorhaben ab.
Noch halten 57 Prozent der befragten Händler in Sachsen den Einfluss der Digitalisierung auf den Unternehmenserfolg für gering. „Aufgrund der zu erwartenden Umwälzungen des Geschäfts kann ich nur dafür werben, Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung eine hohe Aufmerksamkeit zu widmen“, so Stefan Brangs, Beauftragter der Staatsregierung für Digitales und Staatssekretär im SMWA. „Damit insbesondere auch kleine Läden weiterhin die sächsischen Innenstädte bereichern, muss sich der Handel heute der Digitalisierung stellen. 31 Prozent der sächsischen Händler meinen gar, Digitalisierung sei nicht notwendig – diese Einschätzung halte ich für riskant.“
Um die sächsischen Händler bei den notwendigen Veränderungen zu unterstützen, ist ein breiter Schulterschluss aller Akteure erforderlich. Deshalb haben das SMWA, der Handelsverband Sachsen e. V. und die Sächsischen Industrie- und Handelskammern heute Multiplikatoren der Branche wie kommunale Wirtschaftsförderer, City-Manager und Werbegemeinschaften nach Dresden eingeladen. Auf einer Informationsveranstaltung werden die Ergebnisse des Gutachtens zum Stand der Digitalisierung im sächsischen Handel präsentiert, aber auch Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten auf Landes- und Bundesebene vorgestellt. Erfolgreiche Händler zeigen, wie die digitale Transformation gelingen kann. Der Bedarf ist da: Fast 100 Teilnehmer haben sich für die Veranstaltung angemeldet.
Mit dem ‚Branchenprofil Handel‘ wird die Datengrundlage für ‚Sachsen Digital‘, die Digitalisierungsstrategie des Freistaates Sachsen, weiter verbessert. Das Branchenprofil ist eine Sonderauswertung des Ende 2016 veröffentlichten Monitoring-Reportes „Wirtschaft DIGITAL 2016: Sachsen“, der im Auftrag des SMWA durch die TNS Deutschland GmbH erstellt wurde. Der Report basiert auf 766 Interviews mit sächsischen Unternehmen und stellt den Digitalisierungsgrad der gewerblichen Wirtschaft auf einer Skala zwischen 0 und 100 Punkten dar. Darüber hinaus untersucht die Studie Treiber und Hemmnisse der Digitalisierung, innovative Anwendungsbereiche sowie die unternehmerische Weiterbildung zu Digitalthemen.