Wieder einmal drängen sich reißerische Überschriften in die Medien und dank Internet geht es besonders schnell. Einer schreibt dabei vom anderen ab - oder kopiert gleich den ganzen Text, dann schnell noch auf Facebook teilen und über Twitter & Co verbreiten – so funktioniert das. Während die vorsichtigen Formulierer sich zumindest eines Fragezeichens in der Über-schrift bedienen, lassen sich die besonders pfiffigen, noch „tollere“ Headlines einfallen. Die Botschaft soll schließlich ankommen! Aber liest eigentlich einer der „Headline-Formulierer“ auch den zugrunde liegenden Text? Zweifel daran sind wohl berechtigt, denn auffällig ist, dass der Inhalt des Textes häufig der Überschrift sogar widerspricht.
Ein aktuelles Beispiel ist dabei die Studie von Pase et al (1). In den Medien finden sich Überschriften wie: „Zuckerfreie Limo und Diät-Cola können Risiko für Schlaganfall und Demenz erhöhen“. Im zweiten Abschnitt heißt es dann aber: „Allerdings ist noch vieles unklar. So wurde nicht untersucht, in wie weit die Menschen vorbelastet waren, weil sie fettleibig oder Raucher waren. Noch können die Forscher nicht eindeutig sagen, ob die eingetretenen Erkrankungen auf den Diät Limo Konsum zurückzuführen sind oder ob die Probanden sowieso ein erhöhtes Risiko aufwiesen." Richtig, denn es handelt sich hier um eine Beobachtungsstudie, die bekanntlich nur eine Korrelation, aber keine Kausalität nachweisen kann. Um ein prominentes Beispiel zu nennen: Wissenschaftler konnten nachweisen, dass es in Orten mit vielen Störchen mehr Geburten gibt (2). Genauer gesagt, es wurde in der Studie festgestellt, dass zwischen 1970 und 1995 in Berlin die Zahl der Hausgeburten mit der Größe der Storchenpopulation korrelierte. Glauben sie deswegen, dass der Storch die Kinder bringt? Solche Studiendesigns werfen immer viele Fragen auf und lassen viel Spielraum für Interpretation, können aber keine Beweise liefern.
Wer Informationen will, muss auch den Fließtext lesen Wer sich über die Headline hinaus informieren will, der muss bis zum zweiten oder dritten Abschnitt oder vielleicht sogar bis zum Ende des Artikels lesen. Aufmerksam sollte man dennoch bleiben und sich immer genau an-sehen woher die Informationen stammen. Liegt den Aussagen wirklich die Originalstudie zu Grunde, oder wurde aus einem anderen Beitrag abgeschrieben und dabei der Text verfälscht? Denn auch abschreiben will gekonnt sein, denn sonst gehen wichtige Informationen verloren. Aus dem großen Pool an Studienteilnehmern von insgesamt 4.372 Teilnehmern, konnten die Wissenschaftler die Ergebnisse der Studie nur auf kleine Gruppen von 97 Schlaganfällen und 81 Fällen von Demenz beziehen. In Anbetracht dieser geringen Zahlen ließ sich der Konsum von kalo-rienarmen Süßgetränken nur in 3 Kategorien gliedern, und zwar kein Kon-sum, gelegentlicher (weniger als täglich) und regelmäßiger Konsum (ein oder mehr Getränke pro Tag). Der letztgenannten Kategorie gehörten von allen Teilnehmern lediglich 519 Personen an, von denen wiederum nur ein Bruchteil von Schlaganfall oder Demenz betroffen waren.
Zudem verringerte sich der Zusammenhang zwischen Diätgetränken und Schlaganfällen, sobald der weit verbreitete Bluthochdruck, der bedeutendste Risikofaktor für Schlaganfälle, in der statistischen Analyse berücksichtigt wurde. Gleichermaßen sank das Ausmaß der Verbindung zwischen Diätgetränken und Demenz weiter, als die Autoren den Einfluss von Diabetes als einen möglichen Störfaktor in Betracht zogen. Ein weiterer Schwachpunkt dieser Studie liegt schließlich in der Methode, die zur Erhebung des Kon-sums verwendet wurde (Fragebogen zum Lebensmittelkonsum laut Selbstauskunft), die anfällig für Erinnerungsverzerrung ist und somit Fehler in die geschätzten Modelle einbringen kann, wie die Autoren selber feststellen.Während es sich bei den Ergebnissen in der Publikation von Pase et al. lediglich um Beobachtungen handelt, gibt es eine Vielzahl fundierter und überzeugender wissenschaftlicher Beweise, die zeigen, dass Süßstoffe und Diätgetränke, die solche enthalten, ein hilfreiches Mittel zur Zucker- und Brennwertverminderung darstellen können, wenn sie als Zuckerersatz konsumiert werden. (3)
(1) Pase MP et al. Sugar- and artificially-sweetened beverages and the risks of incident stroke and dementia: A prospective cohort study. Stroke, 2017. (2)Thomas Höfer, Hildegard Przyrembeland ,Silvia Verleger New evidence for the Theory of the Stork, Paediatric and Perinatal Epidemiology, 2004 (3) Rogers PJ, Hogenkamp PS, de Graaf K, et al. Does low-energy sweetener consumption affect energy intake and body weight? A systematic review, including meta-analyses, of the evidence from human and animal studies. Int J Obes 2016; 40(3): 381-94.
Noch mehr Informationen rund um Süßstoffe bietet die Broschüre „Süßstoffe – modern, sinnvoll, süß“, die als Download unter www.suessstoff-verband.de bereitsteht oder auch kostenfrei bestellt werden kann.
Pressekontakt für Deutschland: Süßstoff-Verband e.V. Dipl.oec.troph. Anja Krumbe Fon:+49 (0) 22 03 – 20 89 45 krumbe@suessstoff-verband.de www.suessstoff-verband.de
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