Wer sich ausgewogen ernährt, braucht keine Vitamine und Mineralien aus der Retorte. Falsch dosiert können einige der scheinbar gesunden und zum Teil teuren Nahrungsergänzungsmittel sogar ganz schön gefährlich werden.
Regensburg (obx-medizindirekt) - Das Leben kann so einfach sein: Keine Lust auf Salat? Eine paar Vitaminpillen sind ein bequemer Ersatz. Einseitige Ernährung am liebsten mit Hamburger und Döner? Mineralpillen werden es schon richten. Glaubt man der Werbung, halten Vitamintabletten fit bis ins hohe Alter. Nahrungsergänzungsmittel gleichen den Raubbau aus, den wir mit unserem Körper in der Hektik des Alltags jeden Tag treiben. Schön wäre es. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Die Einnahme konzentrierter Vitamine, Mineralstoffe oder Spurenelemente aus der Retorte kann eine Vielzahl von Gesundheitsrisiken entstehen lassen, hat eine Untersuchung der Verbraucherzentrale Hamburg ergeben.
- Die langfristige Einnahme von Vitamin A, Vitamin E und Beta-Carotin einzeln oder in Kombination kann die Sterblichkeit steigern. - Eine langfristig hohe Aufnahme von Vitamin A steigert das Risiko für Osteoporose bedingte Hüftknochenbrüchen bei Frauen. - Hochdosierte Vitamin-C-Gaben können bei empfindlichen Personen die Oxalsäure-Ausscheidung im Urin und dadurch eventuell das Risiko für eine Nierensteinbildung erhöhen. Für Dosen über 500 mg/Tag wurden statt antioxidative gegenteilige Effekte beobachtet - die Zellen werden geschädigt statt geschützt. - Die längerfristige Einnahme von Beta-Carotin kann bei Rauchern das Lungenkrebsrisiko steigern. - Eine langfristig zu hohe Eisenaufnahme kann das Risiko für Herz-Kreislauf- und Krebs-Erkrankungen erhöhen. - Langanhaltende erhöhte Zinkzufuhren können Anämien und Veränderungen der Blutzellen verursachen. - Der tägliche Konsum von Multivitamintabletten könnte das Risiko für eine fortgeschrittene oder tödlich verlaufende Prostata-Krebserkrankung erhöhen. - Die hoch dosierte Einnahme von Calcium (1000 mg/Tag) bei gesunden Frauen in der Menopause steigerte die Herzinfarktrate.
Auch die Verpackungen der Nahrungsergänzungsmittel enthalten Verbraucherschützern zufolge nicht immer das, was außen draufsteht. Worauf Sie nach Ansicht der Verbraucherzentrale Hamburg achten sollten: - Seien Sie vor allem skeptisch, wenn das Produkt gegen eine große Breite von Krankheiten, wie Arthrose, Bluthochdruck, Diabetes, Entzündungen, Krebs, Verdauungsprobleme usw. wirksam sein soll! - Lassen Sie sich nicht von der exotischen, fernen Herkunft des Produktes (z.B. Himalaja) oder des damit heilenden Arztes etwa in China beeindrucken. Die Nachprüfbarkeit der Werbeaussagen kann durch die große räumliche Entfernung nicht gewährleistet werden. Teilweise gibt es den "vertrauenserweckenden" Arzt gar nicht oder die Produkte kommen ganz woanders her. - Seien Sie skeptisch, wenn Erfahrungsberichte von einzelnen Personen als Beweis der Wirksamkeit für alle Konsumenten herangezogen werden. - Seien Sie auch vorsichtig, wenn Sicherheitsstudien hinsichtlich einer Langzeiteinnahme fehlen und keine nachvollziehbaren Daten aus kontrollierten klinischen Studien vorliegen. Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ist nur in wenigen Ausnahmefällen notwendig: Nahrungsergänzungsmittel können allenfalls für Personen in bestimmten Lebenssituationen, die mit einem erhöhten Nährstoffbedarf verbunden sind, sinnvoll sein. Dazu gehören beispielsweise Senioren, die sich aufgrund von Ess-Schwierigkeiten einseitig ernähren, chronisch Kranke, die ständig Medikamente einnehmen müssen oder Patienten mit Magen-Darm-Erkrankungen. Wer zu einer der Risikogruppen gehört und einen Nährstoffmangel befürchtet, sollte nicht willkürlich zu irgendwelchen Nahrungsergänzungsmitteln greifen, sondern einen möglicherweise bestehenden Mangel durch einen Arzt diagnostizieren lassen, raten Mediziner. Häufig können dann mit Hilfe eines Ernährungsberaters durch einfache Änderungen der Lebensmittelauswahl die Mängel behoben werden. Andernfalls sollte der Arzt festlegen, wie viel und welche Vitamine, Mineralstoffe oder Spurenelemente über welchen Zeitraum eingenommen werden sollten.
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